Ein Kommentar von Denis Fengler

Es hätte die erste Nacht nach einem Schanzenfest werden können, in der kein Polizist in Uniform die Straße Schulterblatt betritt. Die Chance wurde vertan, wieder einmal. Bis weit nach Mitternacht war die Piazza gefüllt, feierten Tausende friedlich. Doch sie tanzten dabei im Schein eines vier Meter hohen Feuerkegels: Vielleicht drei Dutzend Brandstifter bestimmten letztlich den Abend. Sie waren es, die den Müll des vorangegangenen Familienfestes zusammentrugen und dem Feuer damit Nahrung gaben. Und die, als auch das nicht reichte, zu den altbekannten Mitteln griffen, um die Polizei aus der Reserve zu locken: Sie warfen mit Flaschen und Steinen.

Dass die wenigen Chaoten nicht auf das Wohlwollen der Masse trafen, war jedem klar, der die Szenerie vor der Roten Flora verfolgte. Und es gab sie, die Wehrhaften, die sich den Brandstiftern entgegenstellten, ihnen die zu verbrennende Beute wegnahmen oder es wenigstens versuchten, die Feuer austraten und dafür auch körperliche Angriffe in Kauf nahmen. Doch es waren viel zu wenige, die aktiv handelten. Zu groß war die Fraktion der Gaffer, zu stark der Reiz eines rechtsfreien Raums und die Aussicht auf eine Konfrontation.

Damit ist das unrühmliche Ende der diesjährigen Schanzenfestnacht auch eine Niederlage der Veranstalter. Denn im Gegensatz zu anderen Jahren war die Polizei nicht präsent, also nicht auf Konfrontationskurs. Man hätte ohne sie ein Zeichen setzen können: Tausende gegen drei Dutzend. Was fehlte, war wohl der Wille dazu - entgegen allen anderslautenden Beteuerungen aus der Szene.