Hamburg. Die finanzielle Not der Bezirke könnte zu tief greifenden Veränderungen für die Hamburger führen. Weil alle bisherigen Sparbemühungen nicht ausreichten, haben die sieben Bezirksamtsleiter jetzt ein "Projekt" gegründet, das auch bislang unerwünschte Maßnahmen prüfen soll. Laut der Gründungsurkunde, die dem Abendblatt vorliegt, zählen dazu unter anderem die "Ausdünnung oder Abbau von Sprechzeitenangeboten" der Behörden, der "Rückzug aus der Fläche" - also die Schließung von Kundenzentren -, die Verlagerung von Aufgaben auf Stellen außerhalb der Bezirksämter sowie "Standardabsenkungen". Damit sind freiwillige Leistungen gemeint, auf die die Bürger keinen gesetzlichen Anspruch haben. Als Beispiel könnten Grünanlagen und Spielplätze seltener gepflegt oder Zuschüsse an bezirkliche Einrichtungen wie Jugendtreffs gekürzt werden.

Auslöser für das Vorgehen der Bezirksamtsleiter sind die finanziellen Vorgaben des SPD-Senats. Er stellt den Bezirken künftig zwar mehr Geld zur Verfügung, aber ihre tatsächlichen Ausgaben liegen dennoch sechs bis zehn Prozent darüber - also muss noch stärker gespart werden. Gewerkschaften wie Ver.di und der Beamtenbund übten scharfe Kritik am strikten Sparkurs des Senats. Sie befürchten einen Abbau von 500 bis 600 Stellen in der direkten Bürgerverwaltung und bezeichneten Standardabsenkungen als "Katastrophe".