Wegen der ELSTER-Panne verzögern sich viele Bescheide vom Finanzamt noch bis zum Herbst. Viele Bürger sind inzwischen stinksauer.

Hamburg. Frank Schoof hat kein Geld zu verschenken. Weil der Hamburger eine satte Rückzahlung von etwa 4000 Euro erwartet, hat er seine Steuererklärung zeitig abgeben. Bereits am 27. April schickte er seine elektronische Einkommensteuererklärung ab, zusätzlich ausgedruckt per Post. Seither wartet er. Und ist inzwischen stinksauer, denn auf sein Geld wird Schoof noch einige Zeit länger warten müssen. Die Grunderwerbsteuer für das Grundstück, das er vor Kurzem gekauft hat, musste er dagegen sofort bezahlen. "Ich muss als ehrlicher Steuerzahler jetzt Zinsverluste in Kauf nehmen", ärgert sich Schoof, "obwohl ich noch Geld vom Finanzamt bekomme."

Der Hamburger Projektleiter aus Lokstedt ist einer der Betroffenen, deren Steuererklärungen aufgrund von Problemen bei der Datenverarbeitung nicht abgeschlossen werden können. Grund ist ein Softwarefehler, der es den Finanzämtern bundesweit unmöglich macht, Steuererklärungen zu bearbeiten, die die Anlage KAP enthalten. In dieser Anlage müssen Kapitalerträge aus Zinsen und Dividenden angegeben werden. "Eingaben zu Verlustverrechnungen bei den Einkünften aus Kapitalvermögen sind wegen des Softwarefehlers nicht möglich", erklärt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde Hamburg.

Und genau daran hakt es auch im Fall von Frank Schoof: "Bei meiner Erklärung müssen Verlustvorträge aus Aktiengeschäften der Vorjahre mitgebucht werden", erklärt dieser. Bayerische Spezialisten sind mit der Fehlersuche noch beschäftigt. Vor September ist mit einer Lösung nicht zu rechnen. Bis dahin können die Steuererklärungen nicht abschließend bearbeitet werden. Und ohne Steuerbescheid gibt es kein Geld zurück.

Wie viele Hamburger betroffen sind, darüber gibt es nach Angaben der Finanzbehörde keine Erkenntnisse. Im Schnitt dauere die Bearbeitung von Steuerbescheiden zwischen sechseinhalb und zwölf Wochen. Wer die elektronische Steuererklärung (ELSTER) nutzt, bekommt den Bescheid laut Stricker in der Regel etwas schneller.

Gut 85.000 Hamburger (Stichtag 23. Juli) haben bisher ihre Einkommensteuererklärungen für 2009 elektronisch übermittelt - das entspricht knapp einem Viertel der abgegebenen Erklärungen. Schoof dürfte deshalb vermutlich kein Einzelfall sein.

Wer allzu ungeduldig wird, sollte auf jeden Fall bei seinem Finanzamt anrufen: "Eine direkte Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Sacharbeiter ist sinnvoll", rät Peter Kitzmann, Hamburger Fachanwalt für Steuerrecht.