Auf dem Weg von einem Hallenfußballturnier randalierten St.-Pauli-Fans. Beamte wurden mit Steinen beworfen.

Hamburg. Dass als solche deutlich erkennbare Polizeibeamte im Waggon mitfuhren, störte die Randalierer überhaupt nicht: Am Rande des Hallenfußballturniers Schweinske-Cup in der Alsterdorfer Sporthalle haben alkoholisierte St.-Pauli-Fans versucht, eine U-Bahn aufzuschaukeln. Nach dem Zwischenfall nahm die Polizei am Bahnhof Kellinghusenstraße mehrere der meist jungen Täter fest. Die Massenrandale war nicht der einzige Angriff auf Polizisten am vergangenen Wochenende: Insgesamt gab es vier Angriffe auf Polizisten.

Steine und Flaschen flogen in Richtung der Beamten, als die - wohlweislich mit zwei Hundertschaften und 20 Streifenwagen angerückte - Polizei am Sonnabend um 21.48 Uhr auf die 200 vom Fußballturnier und Alkohol euphorisierten Randalierer traf. Auf freier Strecke hatten sie vorher die Notbremse gezogen und durch "einheitliche Bewegungen", wie es im Polizeiprotokoll heißt, versucht, die Bahnwaggons aufzuschaukeln. Der Zugführer gab Alarm und lenkte den Zug im Schritttempo bis in den Bahnhof. Die St.-Pauli-Fans stiegen aus dem Zug, begannen sogleich, Flaschen, Knallkörper und Steine auf die Uniformierten zu werfen. Fünf der Gewalttäter wurden von der Polizei gefasst und vorübergehend fest- oder in Gewahrsam genommen. Sie mussten ihre Personalien angeben, sehen sich jetzt mit einem Ermittlungsverfahren konfrontiert.

Zum Grund ihres Angriffs auf die Beamten sagte offenbar keiner der Festgenommenen etwas. Vier weitere Fußballfans waren am Sonnabend schon auf dem Weg zur Sporthalle festgenommen worden. Auch am Sonntag kam es vereinzelt zu Straftaten - mehrere St.-Pauli-Fans blockierten eine Straße, eine Gruppe polnischer Schweinske-Cup-Besucher zündete mehrere bengalische Feuer, als einer der Beteiligten ein Gruppenfoto anfertigen wollte.

Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) hatte unlängst angekündigt, sich als Vorsitzender der Innenministerkonferenz 2010 für die Anhebung des maximalen Strafmaßes bei einfachen Widerstandshandlungen von bisher zwei auf drei Jahre einzusetzen. Dabei sollten schon Attacken mit Steinen und Feuerwerkskörpern als besonders schwere Fälle eingestuft und somit mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Bislang gelten nur solche Fälle als "besonders schwer", in denen die Täter eine Waffe trägt oder sein Opfer in Lebensgefahr bringt. "Strafverschärfungen dürfen nicht das einzige Mittel bleiben. Es ist jedoch ein sehr wichtiger Baustein, wenn es darum geht, diejenigen zu schützen, die Tag für Tag für die Sicherheit der Menschen in unserem Land sorgen", sagt Ahlhaus. Laut dem Hamburger Innensenator hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bereits zugesichert, entsprechende Änderungen im Strafgesetzbuch auf den Weg bringen zu wollen.

Dass der Job der Polizeibeamten teils unvorhersehbare Gefahren bereithält, zeigen drei Vorfälle, die sich in den ersten drei Tagen des Jahres in Hamburg zugetragen haben: Am Neujahrstag griff der 46-jährige Hanifi C. Polizeibeamte an der Silbersackstraße an. Türsteher hatten die Polizei gerufen, weil sie eine Waffe im Hosenbund des Mannes gesehen hatten. Als die Polizisten ihn ansprachen, schlug er mit einem Teleskop-Schlagstock zu. Den Beamten gelang es, die Waffe zu ergreifen: Es war eine geladene, halb automatische Browning-Pistole. Am Wochenende wurden in Lohbrügge und Barmbek Polizisten verletzt. An der Habichtstraße wurde einem Beamten der Mittelhandknochen gebrochen, als ein Randalierer ihn zu Boden riss und zu treten versuchte. Bei einer Vernehmung auf der Polizeiwache in Lohbrügge versetzte ein Festgenommener einem Beamten eine Kopfnuss. Der Beamte erlitt eine Platzwunde.