Zweitligist holt Schweinske- und Hessen-Cup. Die Führung des Kiezklubs steht dem Budenzauber positiv gegenüber. Doch der Zuspruch bei den Anhängern bröckelt.

Hamburg. Auf mehreren Hochzeiten zu tanzen gehört für viele Klubs im Profifußball zum Tagesgeschäft. Dabei gleich zwei Titel einzufahren hat dagegen Seltenheitswert. Dem FC St. Pauli gelang gestern dieses Kunststück - wenn auch nur beim Budenzauber in der Halle. Erst gewann die eine Hälfte des Kaders durch ein 6:4 im Finale gegen Holstein Kiel den Schweinske-Cup in der Sporthalle Hamburg, nur zwei Stunden später sicherte sich die andere durch ein 2:0 im Endspiel gegen Arminia Bielefeld den Sieg beim Hessen-Cup in Frankfurt. Bei allem Jubel: Es war ein Doppelsieg auf verlorenem Boden.

Anders als der HSV und viele andere Vereine entschied sich St. Pauli, in der historisch kurzen Winterpause nicht in die Ferne zu schweifen, sondern die Vorbereitung auf die Rückrunde in der Heimat zu absolvieren. So wurden auch die Hallenstarts möglich. Ob der Schneefälle und der entsprechend schlechten Trainingsbedingungen unkten bereits Kritiker, dass diese am Ende den Aufstieg in die Erste Liga kosten könnten. "Es als kriegsentscheidend zu bezeichnen, ob man eine Woche im Süden verbringt oder nicht, ist zu einfach gedacht", meint hingegen St. Paulis Sportchef Helmut Schulte, der die Entscheidung trotz der aktuellen Wetterlage nicht bereut.

Trainer Holger Stanislawski hatte betont, dass das Spielen in der Halle durchaus ein sinnvolles Element in der Vorbereitung auf die bereits am 16. Januar mit dem Spiel bei RW Ahlen beginnende Rückrunde sei: "In der Halle lassen sich technische Dinge auf engem Raum sehr gut trainieren." Auch Sportchef Schulte steht den Turnieren nicht nur wegen der Zusatzeinnahmen durch Antritts- und Siegprämien positiv gegenüber. Eine "wunderbare Trainingseinheit" zu haben sei zudem ein Argument für die Betätigung unterm Dach. "Wer da keinen Spaß hat, hat etwas verpasst", so Schulte.

Umso trauriger stimmt es den 52-Jährigen, dass der Hallenfußball vor allem für die Profiteams trotzdem an Stellenwert verliert. "Er ist auf der Intensivstation", erklärte Schulte. "Ich finde es sehr schade, dass es angesichts des Terminplans kaum noch Raum für die Turniere gibt." Angesichts schwächerer Besetzungen geht auch das Interesse der Fans zurück. 5700 Zuschauer an den beiden Hamburger Cuptagen verfolgten den achten Triumph der Kiezkicker bei der 24. Auflage, 500 weniger als im Vorjahr. "Finanziell werden wir kein Plus machen", musste Peter Sander, Geschäftsführer des Veranstalters, eingestehen. "Wir sind bestrebt, trotzdem eine Jubiläumsausgabe 2011 stattfinden zu lassen. Die Signale der Sponsoren sind positiv."

Der Schweinske-Cup steht und fällt derzeit mit Zugpferd St. Pauli. Kein Wunder, dass sich Ehrenveranstalter Horst Peterson eine Rückkehr des HSV ins Turniergeschehen wünscht. "Wir haben großen Respekt vor dem Engagement der Organisatoren", sagte HSV-Chef Bernd Hoffmann, der unter den Zuschauern weilte. "Allerdings müsste für uns schon alles zusammenpassen, damit eine Teilnahme realistisch ist." Sander will sich in naher Zukunft mit Hoffmann zusammensetzen, ebenso mit Helmut Schulte. Trotz aller Begeisterung für das Hallengeschehen wird man auch bei den Kiezkickern kritisch prüfen, ob man 2011 nicht doch in wärmere Gefilde flüchtet.

Schweinske-Cup: Finale: FC St. Pauli - Holstein Kiel 6:4. Halbfinale: St. Pauli - Esbjerg (Dänemark) 5:4 n. N., Kiel - RW Ahlen 4:2. Weitere Ergebnisse: Gruppe A: St. Pauli - Ahlen 5:0, St. Pauli - Chrudim (Tschechien) 3:3, St. Pauli - Nico's Friends 4:1. Gruppe B: Meiendorfer SV - Esbjerg 1:1, MSV - Gdynia (Polen) 2:4, MSV - Kiel 0:4.

Licher-Hessen-Cup: FC St. Pauli - Koblenz 2:0, St. Pauli - FSV Frankfurt 0:2. Halbfinale: St. Pauli - Offenbach 3:1. Finale: St. Pauli - Bielefeld 2:0.