Dietrich Wersich appelliert an die Mitarbeiter im Gesundheitsbereich. Mit der Bereitschaft der Hamburger ist er insgesamt zufrieden.

Hamburg. Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) hat die geringe Bereitschaft der Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen, gerügt. Wersich: "Es ist unverantwortlich, dass sich so viele schwer damit tun."

Es gehe nicht in erster Linie darum, dass sich Ärzte und Pflegekräfte selbst schützten, sondern es gehe um die Patienten und alten Menschen. Wersichs eindringlicher Appell an die im Gesundheitsbereich Tätigen: "Lassen Sie sich impfen, damit Sie die Grippe nicht an Kranke weitergeben!"

Andreas Plettenberg, Leiter des ifi-Instituts in der Asklepios-Klinik in St. Georg, hat sich ohne Bedenken impfen lassen. Er teilt die Ansicht Wersichs, sagt: "Verständlich ist die Haltung vieler Kollegen in medizinischen Einrichtungen nicht." Ärzte und Pflegepersonal trügen eine Verantwortung für ihre Patienten, "es ist immer wieder interessant festzustellen, dass wir Mediziner uns oft für unverwundbar halten". Susanne Huggett, Leiterin der Hygienelabors in den Asklepios-Kliniken, hält es für selbstverständlich, dass Mediziner sich impfen lassen - "aus Verpflichtung den Schutzbefohlenen gegenüber". Ihren Kollegen, die bislang noch Scheu vor der Impfung haben, rede sie derzeit ins Gewissen, "ich versuche sie zu überzeugen, dass die Infektion mit Influenza gefährlicher ist als die Impfung".

Mit der Impfbereitschaft der Hamburger insgesamt ist Senator Wersich zufrieden. Nach Behörden-Angaben haben sich bislang rund 24 000 Menschen gegen das H1N1-Virus eine Spritze setzen lassen. Es werde auch bei größerem Ansturm auf Arztpraxen in absehbarer Zeit keine Engpässe geben, weil genügend Impfstoff vorhanden sei. Bislang hat Hamburg 115 000 Impfdosen erhalten, 30 000 allein in dieser Woche. Trotzdem wies der Senator darauf hin, dass zunächst einmal das sogenannte Schlüsselpersonal (Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeheimen, bei Feuerwehr und Polizei) sowie Risikopatienten geimpft werden sollten. Genaue Zahlen dazu konnte Wersich nicht vorlegen. Lediglich am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) sei eine erfreuliche Impfquote zu verzeichnen: Hier sei etwa die Hälfte der 4000 infrage kommenden Mitarbeiter geschützt. Wersich bekräftigte noch einmal, dass Schulschließungen seuchenhygienisch nicht mehr geboten seien. "Die Grippe ist angekommen. Wir erreichen durch lokale Quarantänemaßnahmen keine Wirkung mehr", sagte der Senator. Es sei nicht verhältnismäßig, gesunde Schüler vom Unterricht auszuschließen. Es gebe zu viele andere Wege, auf denen sich Kinder und Jugendliche infizieren könnten.

Unter den an H1N1 Erkrankten nimmt die Gruppe der bis 20-Jährigen mit 54 Prozent den größten Anteil ein. Bislang gibt es in Hamburg 1003 gemeldete Fälle von Schweinegrippe - bei einer hohen Dunkelziffer. Derzeit sind rund 350 akute Erkrankungen registriert. Weil das Schwergewicht der Ärzte jetzt auf dem Impfschutz liegt, erfolgt keine aufwendige klinische Diagnose der Schweinegrippe mehr. Es reicht aus, eine Erkrankung aufgrund des Symptombildes zu melden.

Senator Dietrich Wersich wird heute am "Impfgipfel" in Berlin teilnehmen. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will mit seinen Länderkollegen versuchen, die Probleme gemeinsam in den Griff zu bekommen.