Unbekannter Flugkörper soll auf der Ostsee ein Stader Containerschiff durchschlagen haben

Stade/Karlskrona. Eines ist klar: Das Schiff entging nur knapp einer Katastrophe. Die MS "Johanna" war in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember am nördlichen Ausgang der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht der Ostsee, als es mächtig krachte. Der Containerfrachter wurde von einem Flugobjekt getroffen, vermutlich ein militärischer Flugkörper, der jedoch keinen scharfen Gefechtskopf trug. Danach lief die "Johanna", die auf deutschem Hoheitsgewässer getroffen wurde, das südschwedische Karlskrona an, wo das Schiff seitdem abgeschirmt wird.

"Glatter Durchschuss", sagt Peer Schmidt-Walther, ehemaliger Marine-Offizier, als er mit dem nautischen Inspekteur der in Stade ansässigen Reederei Vöge, Falko Emmeluth, sprach und den Schaden auf Fotos begutachtete. Emmeluth informierte die Schiffsbesatzung und führte auch Gespräche mit den schwedischen Behörden im Namen der Reederei.

Fest steht: Das unbekannte Flugobjekt riss im Schiff zwei jeweils knapp 1,10 Meter große Löcher. Auf der Steuerbordseite unter der Ankertasche traf das überdimensionale Projektil die Bordwand, schräg darüber, im Deck auf dem Vorschiff, trat es wieder aus. Besatzungsmitglieder berichteten, man habe durch den so entstandenen Kanal direkt aufs Wasser sehen können. Der mächtige, mysteriöse Körper bog beim Aufprall die Stahlränder des Lochs nach innen und beim Wiederaustritt die Ränder des zweiten Loches nach außen.

Hätte das Projektil einen der Tanker getroffen, die regelmäßig die Kadetrinne passieren, hätte Deutschland und Dänemark mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ölpest gedroht. Ein mit Benzin beladener Tanker würde selbst bei einem unscharfen Projektil, wie es bei dem Frachter der Fall war, in einer gigantischen Explosion aufgehen.

Für die zehn Besatzungsmitglieder der 121 Meter langen MS "Johanna" war es pures Glück, dass beide Löcher über der Wasserlinie lagen. Wäre der Frachter im Bereich des Maschinenraumes am Heck getroffen worden, wäre das Schiff vermutlich sofort gesunken. Für einen Flugkörper sprechen sowohl die sogenannte Masse des Durchschusses als auch die über der Wasserlinie liegende Stelle, an der der Frachter den Treffer abbekam. Torpedos sind viel kleiner - vor allem springen sie vor dem Ziel nicht aus dem Wasser. Eine offizielle Erklärung für die Löcher gibt es nicht. Wenn das Schiff von keinem Meteoriten - und dieser hätte andere Ein- und Austrittsspuren hinterlassen - und keinem Ufo getroffen wurde, kann es nur eine Rakete gewesen sein.

Die Marine tippt offiziell auf einen Baumstamm oder einen verlorenen Container. Der erste müsste mindestens einige Millionen Jahre alt und versteinert sein, um zwei dicke Stahlwände zu durchdringen.

Beim zweiten darf man sich fragen, wie ein rechteckiger Gegenstand runde Löcher in das Schiff reißen soll. Die Deutsche Marine selbst steht nicht hinter diesem fatalen Schuss, das steht fest: Sie darf weder in dem Gebiet Schießübungen durchführen, noch verfügt sie über so großkalibrige Flugkörper.

Der ehemalige Schnellbootkommandant, Fregattenkapitän Wolfgang Henze, tippt auf einen Flugkörper mit stahlummantelten Übungssprengkopf aus Beton. Eine Kollision mit einem anderen Schiff gilt als ausgeschlossen.