Neue Partnerfilialen der Post im Service-Test. In der Hamburger City können Kunden Einschreiben und Pakete nun auch sonntags aufgeben.

Hamburg. Die Post betreibt in Hamburg nur noch die Filiale am Kaltenkircher Platz (Altona-Nord) in Eigenregie, ansonsten haben sogenannte Partnerfilialen ihre Aufgaben übernommen. Oft sind diese in Tankstellen und Kiosken, in Bäckereien oder Drogerien und werden von deren Betreibern als Nebengeschäft geführt. Trotzdem sind laut Kundenmonitor 2010 gut 90 Prozent der Briefpostversender mit dem Service dort in Sachen Freundlichkeit, Kompetenz und Schnelligkeit "zufrieden bis vollkommen zufrieden". Ein Abendblatt-Test im Juli konnte diese Ergebnisse nicht bestätigen - zu oft waren die befragten Mitarbeiter in den Partnerfilialen zwar freundlich, aber schlecht informiert.

Jetzt hat das Abendblatt die beiden neuen Partnerfilialen in der Innenstadt getestet - eine im U-Bahnhof Gänsemarkt, die andere am Axel-Springer-Platz. Wir wollten wissen, ob man eine Kuckucksuhr nach Amerika schicken kann und auf welche Weise man kontrollieren kann, dass ein Brief auch tatsächlich zugestellt wird. Das Resultat war einigermaßen erfreulich: In beiden Fällen konnten die Mitarbeiter der am 9. November eröffneten Filialen nach einem kurzen Blick in einen Ratgeber detailliert über die Formen eines Einschreibens Auskunft geben: Einwurfeinschreiben (Zusatzkosten 1,60 Euro, Schreiben wird bei der angegebenen Adresse in den Briefkasten gesteckt), Übergabeeinschreiben (Zusatzkosten 2,05 Euro, wird an der Adresse an eine Person übergeben), eigenhändig (weitere 1,80 Euro zusätzlich, das Schreiben wird dem Empfänger persönlich ausgehändigt) und Rückschein (ebenfalls weitere 1,80 Euro, der Empfänger unterschreibt bei Erhalt einen Zettel, der dem Absender zugeschickt wird). Doch während man sich in der Partnerfiliale am Axel-Springer-Platz sicher war, dass eine Kuckucksuhr verschickt werden könne, riet man uns am Gänsemarkt, beim Zoll nachzufragen.

Post schließt letzte City-Filiale an der Dammtorstraße

150 Post-Partnerfilialen

"Die Mitarbeiter sind zwar keine Versandberater, doch sollten sie in der Lage sein, auf einfache Fragen eine Auskunft zu geben", sagt Postsprecher Jens-Uwe Hogardt. Zu diesem Zweck würden die künftigen Betreiber der Partnerfilialen jeweils drei bis fünf Tage lang geschult, je nach Angebotsspektrum. Nach Inbetriebnahme ihres Postschalters stehe ihnen ein bis zwei Wochen lang ein erfahrener Mitarbeiter zur Seite.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Abolghasem Tabari etwa, Kioskbesitzer am Axel-Springer-Platz, hat - angeblich aus Platzmangel - keine Schulung erhalten. Ihm wurde zwar ein Coach an die Seite gestellt, jedoch nur für eine knappe Woche. Aber er ist zufrieden, und seine Kunden anscheinend auch. "Sie sind froh, dass ich jetzt nicht nur Briefmarken verkaufe, sondern ihnen auch Postdienste biete", sagt Tabari. "Es macht ihnen nichts aus, dass ich noch etwas langsam bin." Zumal ihnen Tabari - wie alle anderen Partnerfilialen auch - deutlich längere Öffnungszeiten als die Post in ihren eigenen Filialen bieten kann. Während er werktags immerhin von 6 bis 20 Uhr und sonnabends von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat, ist die Filiale im U-Bahnhof am Gänsemarkt werktags sogar von 5 bis 22 Uhr, sonnabends von 10 bis 22 Uhr und sonntags von 12 bis 21 Uhr geöffnet.

Engin Barak, der seit August die Partnerfiliale am Hofweg betreibt, steht werktags von 7 bis 19 Uhr und sonnabends von 8 bis 16 Uhr in seinem Laden. Er kommt dem Idealbild des perfekten Postlers ziemlich nahe. Wegen des Kundenandrangs hat er gerade einen dritten Schalter eröffnet. Sein Erfolgsrezept: "Man muss zielstrebig und vor allem kundenorientiert sein", sagt der 28-Jährige. Tatsächlich wird Service bei ihm großgeschrieben. Wer frühmorgens müde aussieht, bekommt von ihm oder seiner Schwester Serap schon mal einen Kaffee eingeschenkt. Er verkauft Briefumschläge einzeln, hat jetzt vor Weihnachten auch Geschenkpapier und Kalender im Sortiment und hat für Kunden, die Hilfe brauchen bei den drei Stufen, die zu seinem Laden führen, eine Klingel installiert. Demnächst wird eine klappbare Rampe dazukommen, die für Kinderwagen, Rollstühle und den Mann mit dem Paketwagen zum Einsatz kommt. Damit seine Kunden nicht länger als nötig warten müssen, hat er gerade einen dritten Postschalter eingerichtet. Dafür hat sich Barak vom Regal mit dem Alkohol getrennt, den er neben Schreibwaren, Zigaretten und Süßigkeiten angeboten hat. "Hier soll es nach Post aussehen, nicht nach Kiosk."

Trotz der positiven Ergebnisse der eigenen Kundenbefragung scheint die Post - ein Unternehmen, das seinen Umsatz von 46,2 Milliarden Euro 2009 auf 51,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr steigerte und seinen Gewinn von 231 Millionen Euro auf 1,8 Milliarden - ihrem Konzept nicht zu trauen. Ein Telefoninterview mit einer Postmitarbeiterin, von der das Abendblatt Details zu den Schulungen erfahren wollte, wurde kurzfristig von der Unternehmensleitung in Bonn abgesagt.