Das vorzeitige Aus der Postfiliale an der Dammtorstraße empört die Kunden. Neue “Verkaufspunkte“ haben oft nur einen Schalter.

Neustadt. Wieder steht Postkunden eine gravierende Veränderung bevor. Gestern hat die Postbank ihre Filiale an der Dammtorstraße 14 geschlossen. Es war die letzte große City-Filiale mit Rundumservice, direkt neben der früheren Oberpostdirektion gelegen. Als die Türen sich um die Mittagszeit plötzlich geschlossen hatten, standen etliche Kunden, die noch schnell ein Paket aufgeben wollten, verärgert auf der Straße. Der Kaufmann Peter Edelmann, 58: "Ich wusste nicht, dass es heute schon so weit ist. Diese Filiale ist im Prinzip unersetzbar."

Die vorzeitige Schließung gestern Mittag kam selbst für die Post überraschend: Nicht einmal die Pressestelle der Postbank in Bonn wusste davon. Die erste Abendblatt-Anfrage, ob die Filiale am Dienstag schließe, wurde verneint. Die Post sei bis zum Donnerstagabend geöffnet, sagte Pressesprecherin Iris Laduch-Reichelt. Erst als sie gestern Nachmittag damit konfrontiert wurde, dass Abendblatt-Reporter vor verschlossenen Türen standen, fand auch sie heraus, dass die Filiale vorzeitig geschlossen hatte. Für den heutigen Mittwoch ist eine Betriebsversammlung angesetzt. "Da will man nicht einen Tag zumachen und dann wieder einen Tag öffnen, um anschließend endgültig zu schließen", sagt Laduch-Reichelt.

+++ Post schließt letzte eigene Filialen in Hamburg +++

Für Finanzdienstleistungen der Postbank stehen künftig nur noch die Altstadt-Filialen Alter Wall 38 und Mönckebergstraße 7 (im Levantehaus) zur Verfügung sowie ein neues Postbank-Finanzcenter in der HafenCity, das am Freitag eröffnet wird. Grund für die Schließung der Post an der Dammtorstraße 14 sei die Überschneidung mit dem Einzugsgebiet Alter Wall, sagt Postbank-Sprecher Ralf Palm. Zudem sei die HafenCity ein aufstrebender Stadtteil. "Da wollen wir uns mit einem Finanzcenter positionieren, das architektonisch und technisch auf dem neuesten Stand ist", sagt Palm.

Mittlerweile betreibt die Postbank 39 Finanzcenter in Hamburg, zusätzlich bieten 35 Partnerfilialen der Post Finanzdienstleistungen an, jedoch ohne Beratung. Die Post hat bis auf den Standort Kaltenkirchener Straße in Altona alle selbst betriebenen früheren Postämter geschlossen und sämtliche von ihr angebotenen Dienstleistungen in die Hände von Partnerfilialen gelegt. 150 dieser Service-Stellen gibt es mittlerweile in Hamburg - in Kiosken, Supermärkten oder Drogerien. Zwei weitere sollen in Kürze eröffnen: die erste im Pressepunkt im U-Bahnhof Gänsemarkt (siehe Text rechts), die zweite am 9. November im Kiosk Cu Cu am Axel-Springer-Platz 2. "Durch die Umwandlung reiner Postfilialen in Partnerfilialen schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe", sagt Jörg Koens, Sprecher der Post AG. "Die Kosten sind geringer, die Öffnungzeiten attraktiver." Tatsächlich sind die durchschnittlichen Wochenöffnungszeiten je Filiale seit 1990 von 18 Stunden auf 45 Stunden gestiegen. Die Partnerfiliale im U-Bahnhof Gänsemarkt hat montags bis freitags von 5 Uhr bis 22 geöffnet, sonnabends von 10 Uhr bis 22 Uhr und sonntags von 12 Uhr bis 21 Uhr. Allerdings verfügt der "Verkaufspunkt", der sich in einem Kiosk befindet, nur über einen Schalter, während die Postfiliale bis zu fünf hatte.

Auch die letzte selbst betriebene Filiale an der Kaltenkirchener Straße will die Post AG schließen, so schnell es geht. Dem Kundenmonitor zufolge seien jedoch 95 Prozent der Deutschen mit dem Dienstleistungsangebot der Post zufrieden bis sehr zufrieden.

Aber nicht nur das Aufgeben von Post, auch die Zustellung scheint in der City nicht reibungslos zu klappen. Claus Vahldieck, Leiter des First-Reisebüros in unmittelbarer Nachbarschaft der Filiale Dammtorstraße, gehört zu den übrigen fünf Prozent, die weniger zufrieden sind. "Der Service der Post hat sich in letzter Zeit dramatisch verschlechtert", sagt er. Es sei schon mehrmals vorgekommen, dass keine Post zugestellt wurde. In einem Fall hatte ein Kunde einen Nachforschungsantrag gestellt und seinen Brief mit dem Vermerk "Empfänger unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln" zurückerhalten. "Mit dem Brief sollten Reiseunterlagen mit einer wichtigen Unterschrift bei uns eintreffen", sagt Vahldieck. Nach einem Anruf bei der Beschwerdeannahme der Post - für 42 Cent die Minute - wartete er fünf Tage lang auf ein Antwortschreiben. Darin entschuldigte sich die Post für die Unannehmlichkeiten. "Störungen bei der Zustellung", heiß es jedoch, "hätten nicht festgestellt werden können".