Mitglieder des Gaststättenverbandes beantragen wegen der Vorwürfe um angebliche Lustreisen eine Sonderuntersuchung.

Hamburg. Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer soll die Vorwürfe um angebliche Lustreisen und überhöhte Aufwandsentschädigungen beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) untersuchen. Diesen Beschluss fassten die Delegierten gestern in einer phasenweise turbulenten Mitgliederversammlung.

Sie stimmten damit einem Antrag der Fachgruppe Hotel zu, der auch vom Vorstand unterstützt wurde. "Wir wollen im Vorstand, dass die Prüfung stattfindet. Wenn dann nichts dabei herauskommt, muss auch Schluss sein mit den Vorwürfen", sagte eine sichtlich erregte Präsidentin Rose Pauly. Die Mitglieder folgten ihr nach emotionaler Debatte mit deutlicher Mehrheit, wohl auch weil sich die 73-Jährige und der zuletzt heftig kritisierte Hauptsgeschäftsführer Gregor Maihöfer gestern ausführlich zu den Vorwürfen äußerten.

Beide stehen seit Längerem in der Kritik. Am vergangenen Wochenende hatten die Anfeindungen einen Höhepunkt erreicht, als ein Hamburger Hotelier sie im Abendblatt scharf attackierte. Von Lustreisen des Hauptgeschäftsführers nach Sylt und Barcelona war die Rede. Alles nicht so schlimm beziehungsweise nur die halbe Wahrheit, beschwichtigten Pauly und Maihöfer gestern. Sicherlich ließen sich einzelne Rechnungen kritisieren, aber im Kern gehe es um nicht mehr als 400 Euro, sagte Pauly. "Ich denke, wir können das verschmerzen." Zur Dokumentation ließ Maihöfer die fraglichen Rechnungen mit einem Beamer an die Wand projizieren.

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Laut wurde es dann, weil einige Delegierte der Fachgruppe Hotel mit der Formulierung des Antrags auf Sonderprüfung nicht einverstanden waren. Sie bestanden auf einer früheren, ihrer Meinung nach schärferen Variante. Plötzlich kursierten Flugblätter der alternativen Fassung. Zwischenrufe. Beschimpfungen. Durch nichts belegte Gerüchte wurden in den Raum geworfen. Dehoga-Mitarbeiter würden unter Druck gesetzt, wollte eine Delegierte erfahren haben. "Es reicht jetzt", empörte sich ein Delegierter. Ein anderer versuchte zu besänftigten: "Die ganze Diskussion dreht auf die falsche Ebene. Argumente nach Hörensagen nützen hier niemandem."

Wie verfahren die Situation bei der Hamburger Dehoga ist, zeigt auch eine Anzeige. Hauptgeschäftsführer Gregor Maihöfer sagte, er habe Hinweise, dass eines seiner Telefonate abgehört und Informationen der Presse gesteckt worden seien. Die Kripo werde sich darum kümmern.

Trotz der heftigen Auseinandersetzung schwenkten die Delegierten nach zweieinhalb Stunden auf eine ungefähre gemeinsame Linie. Einer der heftigsten Kritiker des Hauptgeschäftsführers, der Direktor des Hotels Europäischer Hof, Claus Berk, war gestern nicht zugegen. Als sich auch der Steuerberater und der Anwalt der Dehoga für den neuen Antrag auf Sonderprüfung aussprachen, stimmten 45 der anwesenden Delegierten dafür und nur zwei dagegen. Es gab keine Enthaltung.

Wirtschaftsprüfer sollen nun noch im laufenden Jahr "vollständige Informationen über die Vergütungsstrukturen, inkl. jeder Form von Sachleistungen oder übrigen Vorteilen für sämtliche haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter" liefern. Ebenfalls hinterfragt werden sollen die "Provisionszahlungen/Tantiemen an den Hauptgeschäftsführer", die "Vergabe von Gutachten an nahestehende Personen und/oder Freunde" und die Rechtsanwaltstätigkeit von Maihöfer. Kritiker hatten dem Hauptgeschäftsführer vorgeworfen, er nutze für die Arbeit als Rechtsanwalt das Büro und die Ressourcen der Dehoga. Zudem soll die Sonderprüfung Informationen über einen verlorenen Rechtsstreit und eventuelle Schadensersatzansprüche zusammentragen.

Hauptgeschäftsführer Maihöfer und Präsidentin Pauly legten gestern auch ihre Bezüge offen, was Kritiker seit Längerem fordern. Maihöfer erhält nach eigener Angabe für seine Tätigkeit bei der Dehoga und dem Tochterunternehmen Gastro GmbH ein Garantiegehalt von 175 000 Euro brutto und im Gewinnfall Tantiemen von 18.000 Euro. Die Präsidentin sagte, sie erhalte von der Dehoga monatlich eine Aufwandsentschädigung von etwas unter 600 Euro und von der Gastro 1300 Euro. "Ich bin dort Geschäftsführerin und mache einen ganz normalen Job", sagte Pauly.

Die Mehrheit der Mitglieder entlasteten den Vorstand am Ende mit 29 (eine andere Zählung ergab 26) zu sechs Stimmen bei 15 Enthaltungen, die Präsidentin wurde im Amt bestätigt. 24 Delegierte wählten sie erneut. Zehn stimmten gegen sie. Elf enthielten sich.

Bei all dem Gezänk und der Aufregung gerieten die übrigen durchaus positiven Inhalte des Treffens etwas in den Hintergrund. Hauptgeschäftsführer Maihöfer referierte über die Struktur und Bilanz der angeschlossenen Gastro GmbH. Letztere habe 2010 einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro gemacht. Vor zehn Jahren habe der Umsatz noch unter einer halben Million Euro gelegen. Generell gehe es mit Gastgewerbe und Hotellerie in Hamburg seit eineinhalb Jahren aufwärts, sagte Pauly in ihrem Jahresbericht.