Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, könnte der Modellversuch zum Aufspüren von Vernachlässigungen um ein Jahr verlängert werden.

Hamburg. Vor einem Jahr wurde in Hamburg der Modellversuch zur kontrollierten Teilnahme an den Kinderfrüherkennungsuntersuchungen U6 und U7 gestartet. 34.000 Einladungen wurden an die Sorgeberechtigten verschickt. Jetzt zieht die Gesundheitsbehörde eine vorläufige Bilanz: "Etwa 14.000-mal musste ein Erinnerungsschreiben an die Eltern verschickt werden, in 7000 Fällen kam es zu weiteren Nachfragen seitens der Bezirksämter, weil Rückmeldungen seitens der Eltern nicht zurückgeschickt wurden", sagt Behördensprecher Rico Schmitt.

Es sei jedoch kein Vernachlässigungsfall entdeckt worden. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, müsse das Projekt um ein weiteres Jahr verlängert werden. Darüber stimmt morgen die Bürgerschaft ab. Ziel des Modellversuchs ist, eine bessere Inanspruchnahme der von den gesetzlichen Krankenkassen kostenlos angebotenen Früherkennungsuntersuchungen für Kinder zu erreichen. Gleichzeitig soll überprüft werden, ob über ein derartiges Meldewesen Kinderschutzfälle entdeckt werden, die den Behörden bislang verborgen geblieben sind.

Dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte reicht das nicht. "Wir brauchen verpflichtende Einladungen zu allen U-Untersuchungen", sagt der Hamburger Kinderarzt Hans-Ulrich Neumann. Hamburg solle sich an Schleswig-Holstein orientieren. "Dort bekommt jedes Kind von der U4 bis zur U9 zu jeder Früherkennungsuntersuchung eine Einladung vom Landesfamilienbüro." Erfolgt keine Rückmeldung eines Arztes über die Durchführung, so erhalten die Eltern ein Erinnerungsschreiben. Geht auch jetzt keine Rückmeldung ein, wird das Gesundheitsamt tätig und nimmt persönlich Kontakt auf, um zu beraten.