Er mag das Wort Helfersyndrom nicht. Weil es so einen zwanghaften Beigeschmack hat. Vielmehr geht es Hans-Peter Köhler darum, etwas zurückzugeben. Dafür, dass er ein so glückliches Leben hat. Und so ist es für den Chefarzt der Neurochirurgie am Asklepios-Westklinikum nicht nur selbstverständlich, sondern "unbezahlbare Freude", anderen zu helfen. Tag und Nacht, im Dienst und in der Freizeit. Der 51-Jährige, der vor acht Jahren von der Lübecker Uniklinik nach Hamburg wechselte, operiert im Alltag vor allem Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenosen (Verengung des Wirbelkanals). Jetzt kümmert er sich auch um Patienten aus Libyen. Menschen, die beim Kampf für die Freiheit schwer verletzt wurden.

Köhler, der nach seinem Studium in Hamburg im Krankenhaus St. Georg gearbeitet hatte, kennt sich mit Schussverletzungen aus. Trotz dieser Erfahrung steht er jedes Mal mit wachsamem Auge am OP-Tisch. "Geübtheit, die gibt es, Routine, die darf es nicht geben", sagt er. Das gilt für ihn als Arzt ebenso wie für sein Engagement als Präventionsbeauftragter der Klinik: Köhler, Vater eines zehnjährigen Jungen, klärt Jugendliche über die Gefahren von Alkohol auf. Sich um andere zu kümmern sei wichtig, sagt er - aber auch, manchmal nur für sich selbst da zu sein. So wie im Sommer, wenn Köhler samt Familie nach Föhr fährt. Er tankt dann auf, geht surfen und hilft einfach mal niemandem - außer sich selbst.