Hausmeister, Schulsekretärinnen und Reinigungskräfte an staatlichen Schulen fühlen sich von der Politik übergangen.

Hamburg. Wenn neue Lehrer an seine Schule kommen, dann bestellt Hausmeister Thomas Osse einen Satz Schlüssel für die Kollegen. Früher ging das einfach: Er beauftragte einen Schlüsseldienst, und sechs bis acht Wochen später war die Lieferung da. Heute muss Osse zunächst einen Antrag bei Schulbau Hamburg stellen. Die städtische Gesellschaft ist seit 2009 für Neubau, Sanierung und eben auch den Unterhalt der Schulen zuständig.

Als Osse im Januar 15 Schlüssel-Sätze für rund 2000 Euro bestellen wollte, sagte Schulbau Hamburg erst einmal Nein. Kurz vor den Sommerferien durfte der Hausmeister den Auftrag dann erteilen. Mit dem Ergebnis, dass jetzt zwar die 15 Lehrer da sind, aber nicht deren Schlüssel.

"Früher ging es schneller. Die Pfenningfuchserei macht jetzt alles kaputt", sagt Osses Kollege Stefan Bernau. Die rund 700 Schulhausmeister konnten bei kleineren Schäden wie einem defekten Warmwasserspeicher eigenverantwortlich über einen Neukauf entscheiden. "Selbst aus kleinen Reparaturen wird jetzt ein großer Akt", sagt Sieglinde Friess, bei Ver.di zuständig für das nicht pädagogische Personal an Schulen. "Wir sind aber die Prellböcke für die Schulleitungen, wenn es nicht läuft", ergänzt Osse.

Nach Angaben von Ver.di hat Schulbau Hamburg rund 200 Mitarbeiter eingestellt, von denen ein Teil als sogenannte Objektleiter für jeweils rund sieben Schulen einer Region zuständig sind. Die Schulhausmeister vor Ort stehen jedoch weiter unter der Regie der Schulbehörde. Die neue Ebene Schulbau Hamburg führt laut Friess eindeutig zu "mehr Bürokratie".

Die rund 2000 Hausmeister, Schulsekretärinnen und Reinigungskräfte an staatlichen Schulen fühlen sich von der Politik übergangen. Bei einer Personalversammlung hat das nicht pädagogische Personal Schulsenator Ties Rabe (SPD) Kritik ins Stammbuch geschrieben. Motto: "Ohne uns geht es nicht!"

Schulsekretärin Sabine Rieckermann moniert, dass ihre Tätigkeit immer verantwortungsvoller wird, ohne dass es dafür einen Ausgleich oder mehr Personal gibt. Die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets an Schulen habe dazu geführt, dass Sekretärinnen wesentlich mehr Beratungsgespräche führen müssten. "Keiner hat uns das beigebracht. Nachdem wir uns informiert hatten, wurde uns eine Fortbildung angeboten", sagt Rieckermann. Zwar würden für den Umbau der Schulen auf den Ganztagsbetrieb mehr Lehrer eingestellt, aber nicht mehr Verwaltungspersonal. Eine behördeninterne Projektgruppe kam in einer Analyse zu dem Ergebnis, dass rund 100 Stellen fehlen. Derzeit arbeiten knapp 800 Sekretärinnen auf rund 550 Stellen. Laut Ver.di habe sich Rabe als Oppositionspolitiker für den Stellenzuwachs eingesetzt. Nun wolle er nur "prüfen". Rieckermann kritisiert außerdem, dass es kaum Aufstiegsmöglichkeiten für Schulsekretärinnen gebe. Vorstellbar sei eine Weiterqualifikation zur Verwaltungsleiterin. Als vollzeitbeschäftigte Sekretärin verdient die zweifache Mutter 2400 Euro brutto. "Das ist die Endstufe", sagt Rieckermann.