Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks will Minderjährige zum Schein Bier und Wein kaufen lassen. Erstkonsum müsse hinausgezögert werden.

Hamburg. Die Zahlen sind alarmierend. Wer mit 13 Jahren oder früher das erste Mal Alkohol trinkt, der konsumiert als Erwachsener pro Trinkgelegenheit im Schnitt 5,2 Gläser Bier. Wenn allerdings der Erstkonsum erst mit 16 Jahren oder später beginnt, sind es nur noch 1,8 Gläser. So steht es im neuen Bericht des Büros für Suchtprävention Hamburg, der gestern vorgestellt wurde. "Es ist daher wichtig, den Erstkonsum so lange wie möglich hinauszuzögern", sagt Theo Baumgärtner, Leiter der Suchtprävention Hamburg.

Um dieses Ziel zu erreichen, plant Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), jugendliche Testkäufer in Tankstellen und Supermärkten einzusetzen. "Derartige Stichproben haben sich als erfolgreich herausgestellt", sagte die Senatorin. So hat Niedersachsen bereits vor drei Jahren erstmals Jugendliche zu Testzwecken Schnaps, Wein und Bier kaufen lassen. Bei ihnen handelte es sich anfangs um Polizeischüler. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte sich damals den Vorwurf gefallen lassen müssen, er würde Kinder zu Spitzeln machen. Auch der Kinderschutzbund warnte, dass der Nachwuchs so zur "Hinterhältigkeit" erzogen würde anstatt zur Ehrlichkeit.

Doch die Ergebnisse der Testkäufe ließ viele Kritiker verstummen. Anfangs bekamen 77 Prozent der Jugendlichen alkoholische Getränke, ohne nach dem Ausweis gefragt zu werden. Nachdem die Stichproben flächendeckend ausgebreitet und Bußgelder in Höhe von 500 bis 3000 Euro verhängt wurden, sank die Quote auf zwischenzeitlich 40 Prozent. Schünemann ermöglichte den Einsatz der jugendlichen Testkäufer schließlich per Erlass.

Ob das Vorhaben in Hamburg nach dem niedersächsischen Modell laufen wird, ist noch unklar. "Wir wissen, dass derartige Testkäufe rechtlich bedenklich sind", sagt Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks. Es werde nun an einem Konzept gearbeitet. Unter 16-Jährige dürfen grundsätzlich keinen Alkohol kaufen, Hochprozentiges gibt es erst ab 18 Jahren.

In dem Suchtbericht heißt es weiter, dass der Cannabis-Konsum bei 14- bis 17-Jährigen mit elf Prozent weiter verbreitet ist als bei den Erwachsenen (fünf Prozent). Auch hier zeigt sich, dass ein späterer Erstkonsum positive Auswirkungen auf die Intensität des Drogenrauchens hat. Nur 6,6 Prozent derjenigen, die mit 16 Jahren oder später anfangen, kiffen anschließend täglich. Bei den bis zu 13-Jährigen liegt die Quote bei 15,5 Prozent.

Der Konsum harter Drogen liegt bei unter einem Prozent. "Die Attraktivität dieser Drogen hat vor allem bei Jugendlichen spürbar abgenommen", sagt Baumgärtner. Das schlage sich auch in der Kriminalitätsstatistik nieder. Die Zahl der Jugendlichen, die erstmals mit harten Drogen ertappt wurden, sank von 2001 bis 2009 von 119 auf 32.

Alkohol bleibt das Suchtmittel Nummer eins. Senatorin Prüfer-Storcks kündigte deshalb an, mit der Ärztekammer ein Fortbildungskonzept zu erarbeiten, damit Ärzte noch früher den Missbrauch von Alkohol erkennen.

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