Jutta Blankau hält das neue Gebäude neben dem S-Bahnhof Wilhelmsburg nicht für wirtschaftlich. Doch die Entscheidung muss sie akzeptieren.

Hamburg. Die Entscheidung ist gefallen, der Umzug beschlossen. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) wird im Frühjahr 2013 den viel zitierten Sprung über die Elbe machen und in das neue Verwaltungsgebäude neben dem S-Bahnhof Wilhelmsburg einziehen. Eine Entscheidung, die Senatorin Jutta Blankau (SPD) akzeptiert, von der sie aber nach wie vor nicht begeistert ist. Im Gespräch mit dem Abendblatt nennt sie Gründe.

"Ich habe das angesichts der Haushaltslage unter den wirtschaftlichen Aspekten betrachtet. Wenn ich von der aktuellen Situation ausgehe und das Gebäude in Wilhelmsburg nicht schon gebaut werden würde, würde ich anderswo nach günstigen Bürogebäuden suchen, in die die BSU einziehen kann, um möglichst noch weniger Miete zu zahlen als bisher an der Stadthausbrücke", sagte Blankau. Denn, das betont die Senatorin immer wieder: "Wirtschaftlich ist dieser Umzug für meine Behörde nicht." Laut Rechnung der Behörde zahlt die BSU voraussichtlich 1,7 Millionen Euro mehr pro Jahr als am jetzigen Sitz an der Stadthausbrücke und in Rothenburgsort. "Das ist Geld, das für wichtige Sachausgaben fehlt. Investitionsmittel fehlen dann genauso wie Betriebsmittel", sagte Blankau. "Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, ob es eine wirtschaftlichere Lösung gibt. Das ist gründlich geprüft worden."

Tatsächlich hatte der SPD-Senat nach dem Regierungswechsel zunächst versucht, das von Schwarz-Grün initiierte Gebäude an der Neuenfelder Straße noch zu verhindern. "Wir haben viele Leuchtturmprojekte des alten Senats auf den Prüfstand gestellt. Dazu gehörte auch die Frage, was mit dem Bau der Behörde in Wilhelmsburg ist", so Blankau. Es stellte sich heraus, dass "schon so viele Verträge geschlossen waren", dass das Gebäude auf jeden Fall weitergebaut werden musste. Auch der Versuch, den Bau privat zu vermieten, scheiterte.

"Ich betrachte das erst mal aus dem Blickwinkel derjenigen, die dadurch mit einem eingeschränkten Haushalt agieren muss", so Blankau. Einen Symbolwert hat der Behördenumzug für sie nicht. Als Beispiel nennt sie den Umzug der Umweltbehörde nach Rothenburgsort Mitte der 90er-Jahre.

"Der Umzug war damals auch ein Symbol. Der Stadtteil sollte aufgewertet werden durch den Behördenumzug", so Blankau. Diese Aufwertung des Stadtteils habe nicht stattgefunden. "Das ist in Wilhelmsburg im Zusammenhang mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Internationalen Gartenschau (igs) anders, aber ich glaube, dass der Umzug auch etwas hoch bewertet wird." Sie geht davon aus, dass Stadtteile Entwicklungszeit brauchen. "Manchmal dauert ein solcher Prozess 20 bis 30 Jahre. Eine These, die auch die Wohnungswirtschaft vertritt", sagte Blankau.

Selbst die innovative Klimatechnik des neuen Gebäudes kann Blankau nicht wirklich vom Neubau überzeugen. "Es ist sicher eines der energieeffizientesten Bürogebäude Deutschlands. Aber die technische Entwicklung geht schnell voran. Wahrscheinlich werden wir von ganz anderen überholt werden", so Blankau. Dabei ist das Haus aus klimapolitischer Sicht zukunftsweisend. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat der Sprinkenhof AG als Bauherrin bereits vor einem Jahr das sogenannte Vorzertifikat in Gold verliehen. Das Haus soll mit Erdwärme geheizt beziehungsweise klimatisiert werden. Regenwasser wird als Brauchwasser für die Toilettenspülung genutzt werden.

Trotz allem ist Jutta Blankau froh, dass die Entscheidung gefallen ist. "Ich bin froh, dass es jetzt Klarheit gibt. Für mich und für die Mitarbeiter", sagte Blankau. Sie müsse "natürlich auch daran denken, wie Mitarbeiter auf die Entscheidung reagieren". Viele waren gegen einen Umzug.

Jetzt will Blankau gemeinsam mit der Finanzbehörde prüfen, welche anderen Dienststellen mit in Hamburgs Süden ziehen können. Denn durch den Wechsel des Amtes für Verkehr in die Wirtschaftsbehörde stehen 250 Büroräume zu viel zur Verfügung. Diese sollen genutzt werden.

Persönlich hat Jutta Blankau nach eigenen Aussagen nichts gegen den Umzug. "Ich halte mich viel im südlichen Bereich auf. Nicht nur in Wilhelmsburg, sondern auch in Harburg. Ich komme ja von da." Blankau ist zuversichtlich, dass sich Hamburg durch igs und IBA auch in diesem Bereich positiv entwickeln wird.