Wolfgang Peiner warnt, dass der Schwung nicht erlahmen darf. Durch das Leitbild wurden in der Stadt viele schlummernde Kräfte freigesetzt.

Hamburg. In dem Buch "Handeln für Hamburg" (Murmann) erinnert sich Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) an seine Amtszeit und wirft einen Blick auf die Notwendigkeiten von morgen. Das Abendblatt druckt Auszüge:

Das Leitbild "Metropole Hamburg - Wachsende Stadt" ist wie kein zweites Thema mit der Regierungszeit des CDU-geführten Senats verbunden. Es wäre aber falsch, seine Bedeutung nur auf diese Zeitspanne zu beziehen. Das Leitbild wurde entwickelt, um Hamburgs Zukunftsfähigkeit langfristig zu sichern. Entsprechend muss es immer wieder fortgeschrieben, also aktualisiert und den globalen Entwicklungen angepasst werden. Die Rahmenbedingungen sind durch die Globalisierung für die Hafenstadt Hamburg völlig andere geworden als noch in den frühen 90er-Jahren. Schon allein durch die Öffnung des Ostens sind wieder viele Märkte entstanden, die es zu sichern gilt. Zugleich hat sich der Konkurrenzdruck auch unter den Regionen enorm verschärft. Heute kämpfen auch Regionen um Investoren, die noch vor wenigen Jahren kaum eine Rolle gespielt haben. Durch das Leitbild wurden in der Stadt viele schlummernde Kräfte freigesetzt, und die positive Akzeptanz hat eine ganz besondere Dynamik bewirkt - einen Schwung, der jetzt nicht erlahmen darf, nur weil Regierungen wechseln.

Zunächst war das Ganze für viele Menschen in Hamburg nur ein eingängiger Begriff, dessen Bedeutung von der damaligen Regierung aber zügig verdeutlicht werden konnte und so immer stärkeres Gewicht bekam. Nach relativ kurzer Zeit wussten die Hamburger, was ein Leitbild ist, und sie verstanden, warum Wachstum für ganz Hamburg so bedeutsam war und ist. Mehr noch: Es war damals deutlich spürbar, dass viele Menschen mit dem jahrelangen Stillstand auf vielen Gebieten unzufrieden waren und eine dynamische Weiterentwicklung ihrer Stadt entschieden wünschten - und zwar quer durch alle Bevölkerungsschichten. Das viel zitierte Wort Helmut Schmidts von der "schlafenden Schönen" hatte eben doch den Nerv vieler getroffen, und die Menschen wussten, dass Hamburg seine Möglichkeiten nicht genügend nutzte. Die Stadt konnte mehr, war allerdings im Begriff, auf zahlreichen Gebieten den Anschluss zu verpassen. In seiner Regierungserklärung 2001 sagte Ole von Beust dazu: "Bei aller Liebe zu unserer Stadt: Ich glaube, in der Vergangenheit haben wir zu häufig zum Eigenlob geneigt und wollten einfach nicht sehen, dass unsere Stadt im Reigen der Weltstädte an Boden verloren hat." ...

Gefragt war vielmehr ein gesteuertes intelligentes Wachstum, das sogenannte Smart Growth. Intelligentes Wachstum ist Ausdruck einer nachhaltigen Entwicklung. Gemeint ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Dieses Ziel musste schnell in Angriff genommen werden, weil der internationale Wettbewerb bereits in vollem Gange war. Für die Weiterentwicklung unserer Stadt brauchen wir Wachstum, denn im Zuge der Globalisierung nimmt der Standortwettbewerb zu. Das galt 2001, und das gilt heute noch genauso. Hamburg muss sich immer wieder neu für diesen Wettbewerb rüsten, es muss international bekannt sein, um bei den internationalen Investoren ernst genommen zu werden. Wachstum wird zur Sicherung der Zukunftschancen unserer Kinder gebraucht. Hamburg muss ein Ort guter Ausbildung und attraktiver Arbeits- und Ausbildungsplätze sein, um den nachfolgenden Generationen eine sichere Zukunft geben zu können. Wachstum wird auch für die soziale Stabilität der Stadt benötigt. Wenn zu große Teile der Mittelschicht ins Umland ziehen, verschlechtert dies mittel- und langfristig die soziale Struktur. Das Wachstum soll gesteuert, nachhaltig und Ressourcen-schonend erfolgen. Hamburg soll sich auf die Lage am Wasser besinnen und zu beiden Seiten der Elbe wachsen.

Nächste Woche erscheint Peiners Buch "Handeln für Hamburg" im Murmann-Verlag