Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner über die Suche in der CDU nach einem Nachfolger. Die Kanzlerin ließ das Thema damals offenbar kalt.

Hamburg. In dem Buch "Handeln für Hamburg" (Murmann) erinnert sich der ehemalige Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) an seine Amtszeit von 1991 und 1996 und wirft eine Blick auf die Notwendigkeiten von morgen. Das Abendblatt druckt Auszüge (Teil 2):

Ole von Beust kümmerte sich als Bürgermeister wenig um Partei und Fraktion. Das entsprach der Erwartungshaltung der Hamburger an das Amt. Die CDU aber wurde aufmüpfiger, und zwar nicht in Sachfragen, wohl aber bei der Durchsetzung personeller Wünsche. Diese Entwicklung in Partei und Fraktion sah auch von Beust. Er wusste, dass seine Zeit spätestens 2012 mit der regulären Neuwahl der Bürgerschaft ablaufen würde. Einen nochmaligen Wahlsieg traute er sich nicht zu. Auch die Form des Ausstiegs beschäftigte ihn.

Damals interessierte er sich für eine Aufgabe im Bund - ein angemessener Abgang für einen Hamburger Bürgermeister, zumal die CDU mit Angela Merkel die Kanzlerin stellte. Von Beust führte im Hintergrund Gespräche und konnte den Eindruck gewinnen, dass er im CDU/FDP-Kabinett einen Platz erhalten würde: als "Großstadt"-, Integrations- oder eventuell auch als Umweltminister. Auf diesen Feldern hatte er eine Kompetenz, die die CDU auf Bundesebene hätte brauchen können. Aber einmal mehr setzte sich die Bundeskanzlerin und Parteivorsitzende Angela Merkel nicht für einen Parteifreund ein, der ihr gegenüber stets loyal gewesen war und auch keine Bedrohung ihrer Macht darstellte. In diesem Punkt unterscheidet sie sich fundamental von ihrem Vorgänger Helmut Kohl. Nachdem sich von Beusts Hoffnungen nicht erfüllt hatten, entwickelte er eine kritische Haltung gegenüber Merkel, und seine Neigung zum Ausstieg wuchs. In vertraulichen Gesprächen erörterte er den richtigen Zeitpunkt für seinen Abgang und führte erste Verhandlungen über seine Nachfolge. Auch ich war in diese Diskussionen eingebunden. Es gab keine klaren innerparteilichen Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Bei Friedrich Merz fühlte von Beust vor und fragte ihn, ob er Interesse habe. Merz entschied sich jedoch nach Rücksprache mit seiner Frau gegen das Angebot und dafür, zunächst einmal gar keine Politik mehr zu machen.

Die Ministerin Ursula von der Leyen und Minister Norbert Röttgen waren Denkmodelle, die von Beust dann aber nicht weiterverfolgte, aber die beiden hätten vermutlich auch nicht zur Verfügung gestanden. Mein Favorit als externer Nachfolger war Patrick Adenauer, den ich aus Köln bestens kannte. Er wäre ein hervorragender Bürgermeisterkandidat für die Hamburger CDU gewesen. Ein guter Name, ein guter Mann, erfolgreicher Unternehmer mit ausgeprägtem Interesse für kommunale Belange. Er hat eine sympathische Familie, war als Präsident des Verbandes der Familienunternehmer anerkannt- und war unbelastet von der geplanten Hamburger Schulreform. Das war für mich ein wichtiger Aspekt. Ein erstes Gespräch mit ihm und von Beust hat bei mir zu Hause stattgefunden.

Leider hat Ole von Beust diese Möglichkeit nicht weiterverfolgt. Auffällig war auch, dass sich die Parteivorsitzende Angela Merkel nicht für die Frage der Nachfolge in Hamburg interessierte. Dabei stand für die Bundes-CDU viel auf dem Spiel (..).

Mein "interner" Favorit für die Nachfolge des Bürgermeisters war Dietrich Wersich. Er ist Hamburger, hat am Johanneum Abitur gemacht und ist kein Berufspolitiker. Er hat in anderen interessanten Lebensbereichen - als Arzt und Geschäftsführer eines Kulturbetriebs - gearbeitet. Er hat den ganzheitlichen Ansatz des Senatskonzepts der Wachsenden Stadt unterstützt und erfolgreich die schwierige Sozialbehörde und Gesundheitsbehörde geleitet. Er versteht Hamburg und ist ein Sympathieträger, mit dem sich die Mehrheit der Bürger hätte identifizieren können. In der CDU hatte er jedoch keine ausreichende Machtbasis.