Nachdem seine Kandidatur für den Landesvorsitz gescheitert ist, überraschte Reincke die Partei erneut: Er ist aus der CDU ausgetreten.

Hamburg. Gut vier Monate ist es erst her, dass Rolf Reincke die Hamburger CDU erstmals überrascht hatte. Auf dem Parteitag im Bürgerhaus Wilhelmsburg hatte der frühere Staatsrat für Bezirke und Sport am 29. März unerwartet seine Kandidatur für den Landesvorsitz angekündigt und damit den bis dato einzigen Bewerber Marcus Weinberg herausgefordert. Jetzt, nachdem die Kandidatur gescheitert ist, überraschte Reincke die Partei erneut: Er ist aus der CDU ausgetreten.

Der Grund sei ganz einfach, sagte der 47-Jährige dem Abendblatt. "Ich habe mich entschlossen, mich in den Beruf und das Privatleben zurückzuziehen." Daher habe er auch den Vorsitz im CDU-Ortsverband Bahrenfeld niedergelegt und sein Amt als Schatzmeister des Kreisverbands Altona. Das habe er bereits mitgeteilt, bevor das Ergebnis der Mitgliederbefragung zum Landesvorsitz feststand. Weinberg hatte sich mit 36 Prozent durchgesetzt, Reincke war unter acht Bewerbern mit 6,7 Prozent nur Fünfter geworden.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es in der CDU, Reincke habe die Partei wohl nur für seine Karriere nutzen wollen und sei jetzt aus Frust ausgetreten. Das weist er zurück: "Meine Intention war es, der Partei in schwierigen Zeiten zu helfen, weil ich glaubte, dass ihr ein anderer Kurs gutgetan hätte", sagte Reincke zu seiner Kandidatur. Er akzeptiere aber, dass die CDU sich anders entschieden habe. Dass jemand, der einer Partei eben noch "helfen" wollte, ihr jetzt den Rücken kehrt, stößt in der CDU auf Unverständnis. "Das ist bedauerlich und bemerkenswert", sagt Marcus Weinberg. "Herr Reincke hatte ja mehrere hohe Ämter in der und für die CDU bekleidet."

Der Versicherungskaufmann aus Altona war erst 2009 für Birgit Schnieber-Jastram in die Bürgerschaft nachgerückt. Im Sommer 2010 wurde Reincke Staatsrat für Bezirke und Sport. Sein Amt als Vizepräsident des Hamburger Sportbundes hatte er daraufhin niedergelegt. Nach der Wahl im Februar wurde er vom neuen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) entlassen und kehrte in seinen Beruf zurück.