Elf Schulen wurden in Hamburg 2006 wegen Schülermangels geschlossen. Die Häuser sollten verkauft werden - bisher ohne Erfolg.

Hamburg. Das Gebäude sollte gegen Vandalismusangriffe gesichert werden. Auf die Türen wurden Stahlplatten geschraubt, die Vorhänge in den Räumen zugezogen, Eisenstangen vor den Fenstern angebracht. Dem ehemaligen Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek ist anzusehen, dass es seit einigen Jahren leer steht - die Wände sind mit Graffiti besprüht, leere Sektflaschen zeugen von Trinkgelagen, ein zertrümmerter Bildschirm steht mitten auf dem Weg, der zu einem Müllberg führt.

Ein paar Stadtteile weiter, in Hohenfelde, sieht es noch schlimmer aus. In der zweiten Etage eines der Gebäude des früheren Schulkomplexes Ifflandstraße sind alle Fensterfronten mit Holzplatten verkleidet. An einigen Stellen ragen die spitzen Scherben zerschlagener Scheiben noch wie Haifischzähne aus dem Rahmen. Auch hier haben sich Sprayer ausgetobt. Ein gefährlicher Abenteuerspielplatz. Denn für Kinder aus der Nachbarschaft ist das Areal leicht zugänglich, da eines der Eingangstore offen steht.

Beide Szenarien erinnern stark an die ehemalige Grundschule Schierenberg. Wie berichtet, wurde das Gelände in Rahlstedt zum Ziel für Vandalismus, nachdem die Schule vor fünf Jahren - wie zehn weitere Schulen in ganz Hamburg - wegen Schülermangels geschlossen wurde. Da ein Teil des Gebäudes nun von dem benachbarten Gymnasium Meiendorf genutzt werden soll, kommen auf die Stadt Sanierungskosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro zu. Das ist viel Geld, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die nicht mehr benötigten Schulen nach ihrer Schließung verkauft werden und so noch mal Geld in die Kassen der Stadt spülen sollten. Von mindesten elf Millionen Euro Erlös war die Schulbehörde unter der Führung von Alexandra Dinges-Dierig (CDU) damals ausgegangen. Allerdings war da auch noch von 23 Schulen, die zum Verkauf stehen sollten, die Rede. Schlussendlich wurden dann nur elf Schulen wirklich geschlossen. Doch verkauft worden ist davon bis heute keine einzige.

An vier Standorten (ehemals Gymnasium St. Georg in Horn, Telemannstraße, Sengelmannstraße und Langenfort) wird wieder unterrichtet. Die Gebäude werden von anderen Schulen mitgenutzt. Die Räume der früheren Grundschule Beltgens Garten sind Sitz des städtischen Instituts für Bildungsmonitoring und der Schulinspektion.

Alle anderen Standorte liegen, bis auf vereinzelte Nutzung der Turnhallen, derzeit brach. Und auch, wenn nicht jede von Vandalismus betroffen ist, verfallen die Gebäude. Unkraut wuchert aus Asphaltrissen und zwischen Bodenplatten. Die Gebäude wirken marode. So etwa im Fall der ehemaligen integrierten Grund-, Haupt- und Realschule Oststeinbeker Weg. Ebenso die Schule Flughafenstraße. In einem Bruchteil der Räume ist hier momentan eine Kita untergebracht. Wie die anderen Räume genutzt werden sollen, ist ungewiss. "Es ist dort keine schulische Nutzung mehr beabsichtigt", heißt es dazu aus der Schulbehörde. Ähnlich ungenau lautet die Auskunft über die Zukunft der Gebäude: "Die Vermarktung erfolgt durch Immobilienmanagement der Finanzbehörde." Übersetzt bedeutet das, es wird versucht, die Gebäude zu verkaufen - bisher ohne Erfolg.

Und dann sind da noch drei Schulen (Grundschule Ifflandstraße, Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek und Pestalozzi-Schule), die "anhand" gegeben sind. "Das bedeutet, sie wurden für einen begrenzten Zeitraum an einen Investor vergeben - verbunden mit der Zusage des Investors, das Gebäude später zu kaufen", sagt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde. Auf einem Teil der Flächen sollten Wohnungsbauprojekte umgesetzt werden.

Doch passiert ist noch nichts. Auf Nachfrage nach dem konkreten Gewinn durch die Zwischennutzung und den späteren Verkauf, antwortet Stricker: "Die entbehrlichen Schulflächen Pestalozzistraße und Gymnasium Uhlenhorst-Barmbek wurden unentgeltlich im Rahmen der Wohnungsbauoffensive II anhand gegeben. Für die Fläche der Schulfläche Ifflandstraße wurde ein Anhandgabe-Entgelt von einem Prozent des zu erwartenden Verkaufserlöses erhoben."

Es ist unwahrscheinlich, dass diese Einnahmen die Kosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro für die Sanierung der Schule Schierenberg decken. Kosten, die hätten vermieden werden können, sagt jedenfalls der ehemalige Schulleiter Bernd Krawutschke, 70. "Die Schulbehörde hätte besser aufpassen müssen", sagt er. "Welche Vandalismustäter werden schon durch einen Zaun abgehalten?" 28 Jahre war Krawutschke an der Schule. Besonders der Umweltschutz war ihm wichtig. Es gab einen Schulteich, ein grünes Klassenzimmer, einen Baumlehrpfad. "Mir weint das Herz, wenn ich daran denke, wie es da heute aussieht", sagt der Ex-Schulleiter.