Rewe investiert 10,5 Millionen Euro. Arbeiten dauern knappes Jahr. Einzelhändler im Vorraum mussten Geschäfte zeitweise schließen.

Winterhude. Noch eine, höchstens drei Wochen, dann sollten die schwersten Tage im Unternehmerleben von Hikmettullah Demir zu Ende sein. Spätestens Mitte August wird er seinen Laden Kaya Feinkost in der sogenannten Vorkassenzone des Toom-Supermarkts in Winterhude wieder eröffnen. Seit fünf Wochen ist der nun bereits geschlossen. Wände und Boden werden neu gefliest, der Tresen renoviert. "Das war eine harte Zeit", sagt er über die Umbauarbeiten. "Aber wenn das erst einmal alles fertig ist, dann starten wir wieder richtig durch."

Der Grund für die umfangreichen Bauarbeiten, von denen Demir und sein Laden betroffen sind: Rewe lässt den gesamten Toom-Markt bereits seit Ende vergangenen Jahres generalüberholen. Damit der Verkauf weitergehen kann, zog der Supermarkt kurzerhand auf das eigene Parkdeck um.

In der ehemaligen Vorkassenzone, dem Raum hinter den Kassen des Supermarkts, direkt neben der großen Baustelle, haben einige der kleinen Einzelhändler in den vergangenen Monaten trotz des Staubs und Lärms weiter versucht, ihre Kunden anzulocken. Andere haben für die Zeit des Umbaus ihr Geschäft geschlossen. Demir gehörte über Monate zu den Händlern, die ihren Laden weiter betrieben. Erst als auch die Vorkassenzone renoviert werden sollte, musste er schließen. Der junge Mann ist seit zwei Jahren Inhaber des Stands Kaya Feinkost und verkauft hier selbst gemachte Salate, türkische Pasten, aber auch Döner oder gebratene Hähnchen. "Das ist gar nicht so leicht gewesen, hier frische Lebensmittel zu verkaufen", sagt der 30-Jährige über die vergangenen Monate. "Wir müssen extra alles abdecken, damit bloß kein Staub auf das Essen in der Auslage kommt." 50 Prozent seines Umsatzes hat er seit Beginn des Umbaus eingebüßt, musste deshalb einer Vollzeit- und einer Teilzeitkraft kündigen. "Im Herbst, wenn alles wieder normal läuft, möchte ich sie dann eigentlich zu mir zurückholen." In der Zwischenzeit versuche er, den Laden allein zu betreiben. Doch trotz dieser Einschränkungen klagt Demir nicht. "Rewe hat mir fairerweise zugestanden, nur die halbe Miete zahlen zu müssen", sagt er. In der Zeit, in der sein Laden geschlossen sei, zahle er zudem gar keine Miete.

10,5 Millionen Euro kostet der aufwendige Umbau des gesamten Marktes. Am 28. September, so der aktuelle Stand, soll Toom wieder eröffnen. 5500 Quadratmeter Verkaufsfläche wird der renovierte Markt zusammen mit dem Getränkemarkt dann haben und über ein Angebot von mehr als 20 000 Artikeln verfügen. "Damit liegt dieser Toom-Markt von der Größe her eher im Mittelfeld, dennoch ist es ein sehr wichtiger Standort für uns", sagt Raimund Esser, Sprecher der Rewe Group. Das Besondere an dem neuen Geschäft: "Wir haben das Thema Nachhaltigkeit hier stark gefördert", so Esser. So seien die Kühlsysteme besonders umweltschonend. Zudem sei der Stromverbrauch durch modernste Technik deutlich reduziert.

Auch die Vorkassenzone, in der die Verkaufsfläche an kleine Einzelhändler untervermietet ist, gestaltet Rewe derzeit neu. Mit den Einzelhändlern, so Esser, habe man hier für die Bauzeit individuelle Absprachen getroffen. "Wir haben allen Händlern die Mieten gekürzt. Dabei wurde keinem gekündigt, wir sind mit den Bedingungen für die Umbauzeit jedem entgegengekommen." Künftig soll es hier einen Backshop, ein Reisebüro, eine Reinigung mit Schneiderei, einen Friseur, einen Schuh- und Schlüsseldienst, einen Imbiss, einen Feinkostladen sowie ein Zeitschriften- und Tabakwarengeschäft geben.

Kunden nehmen die Einschränkungen der vergangenen Monate relativ gelassen. "Das musste ja gemacht werden", sagt eine junge Frau. "Und wenn es hinterher schöner ist, warum nicht?" "Mittlerweile habe ich mich an die andere Aufteilung auf dem Parkdeck gewöhnt", sagt eine ältere Dame mit einer Zeitung unter dem Arm.

Sie wohnt in der Nachbarschaft, deshalb sei der Besuch hier im Toom-Markt für sie alternativlos gewesen. "Und jeder Mitarbeiter hat sich in den vergangenen Monaten unheimlich viel Mühe gegeben. Das hat das alles doch deutlich erleichtert."