Irgendwas ist ja immer. Und wenn es nur das Wetter ist. 16 Grad mit Schauern wie an diesem Wochenende klingt partout nicht nach Sommerpause. Dabei haben sich alle Hamburger Politiker mal ein bisschen Zeit zum Luftholen verdient, und zumindest ist die angesichts der Temperaturen ja frisch. Wahlkampf, Bürgerschaftswahl, eine neue Regierungsmannschaft, die politischen Verhältnisse auf den Kopf gestellt - angesichts der Ereignisse des vergangenen halben Jahres hat sich selbst der parlamentarische Hinterbänkler ein Päuschen verdient. Zumal der vergangene Sommer den meisten trotz tropischer Temperaturen ganz schön verhagelt wurde. Die Schulreform scheiterte, der Bürgermeister dankte ab, und in der schwarz-grünen Koalition begann kurz darauf die Eiszeit. Dann doch lieber Eis am Stiel.

Wobei, darf man Eis in der heutigen Zeit eigentlich unbeschwert genießen? Oder lauern auch im Flutschfinger Keime? An so schlimme Dinge wie EHEC will im Urlaub schließlich keiner denken, am wenigsten wohl Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die gute Nachricht lautet deshalb: Keiner der Senatoren reist nach Ägypten. Prüfer-Storcks zieht es stattdessen für zwei Wochen nach Usedom. Da war sie schon öfter, dort kennt sie sich aus, auch kulinarisch. In der Vergangenheit hat sie anderen Reisenden schon Restauranttipps mit auf den Weg gegeben. Einen Koch seines Vertrauens zu haben kann in diesen Zeiten durchaus zur Erholung beitragen. Andere Politiker vertrauen da aber lieber nur sich selbst, CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich beispielsweise wird sich in seinem kleinen Ferienhaus in der Maremma im Süden der Toskana selbst verpflegen. Nach eigenem Bekunden hat der Ex-Senator auch im Urlaub nichts gegen Hausarbeit. Verglichen mit den Aufräumarbeiten, die seit der gewaltigen Wahlschlappe im Februar im eigenen Hause anstehen, dürfte das bisschen Spülen in Italien tatsächlich pure Entspannung bedeuten.

Endlich mal ihre Ruhe haben möchte auch Katja Suding. Während ihres letzten Urlaubs (in Ägypten) ließ die GAL die Koalition mit der CDU platzen, da lässt es sich am schönsten Strand nicht mehr entspannen. Da Derartiges nun nicht zu befürchten ist, will die Chefin der FDP-Fraktion ihr Handy im Familienurlaub an der Mosel ausgeschaltet lassen. Im Gegensatz zu Kollegen, die sich zwei oder drei Wochen Auszeit gönnen, wird Suding aber nur eine Woche weg sein. Vielleicht hat sie kein gutes Gefühl dabei, ihre Partei länger allein zu lassen. Bis Suding als Spitzenkandidatin das Zepter in die Hand nahm, war die FDP viele Jahre vor allem damit beschäftigt, sich selbst zu zerfleischen. Und wenn die Katze nicht da ist, tanzen die Mäuse ja bekanntlich auf den Tischen. Wenigstens gegen schlechtes Wetter ist Suding an der Mosel aber gerüstet, dass sie gern gelben Friesennerz trägt, hat sie ja im Wahlkampf gezeigt.

Zumindest wettertechnisch auf die sichere Seite geschlagen hat sich GAL-Fraktionschef Jens Kerstan. Er steuert das liebste Ziel der Hamburger an, nein, nicht Sylt, sondern die Baleareninsel Mallorca. Mitte des Monats geht sein Flieger. Nicht mehr zu regieren hat auch sein Gutes - man kann das mit der Ökobilanz auch mal ein wenig lockerer sehen. Nicht so Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Sie fährt selbstverständlich nicht weit, nur bis an die schleswig-holsteinische Ostseeküste. Dabei hätte die Senatorin ganz umweltbewusst in ferne Städte reisen können: Der Zug der Ideen hält schließlich in Nantes, Paris oder Amsterdam.

Apropos Fernreisen. SPD-Mann Frank Wiesner, der zum Zeitpunkt der Bürgermeisterwahl im Urlaub in Togo festhing, urlaubt jetzt um die Ecke in Dänemark. Bis zur ersten Bürgerschaftssitzung Ende August sollte er es also schaffen.

Sommerpause - das ist, wenn selbst der Bürgermeister die Stadt verlässt. Wie zu erwarten wird Olaf Scholz (SPD) es aber nicht an einer Strandbar richtig krachen lassen, selbst im Urlaub will er ganz weit nach oben kommen. So wandert er mit seiner Frau durch Südtirol. Hat sogar ein bisschen was von Abenteuerurlaub, schließlich könnte er dort jederzeit auf Ex-CDU-Fraktionschef Frank Schira treffen. Sollte es zu so einem Zusammenstoß kommen, könnte Schira Scholz aber wenigstens fragen, wie man am besten nach oben kommt.

Bleibt noch eine Frage: Verschicken die Politiker aus ihrem Urlaub eigentlich Ansichtskarten, und wenn ja - in Schreib- oder in Druckschrift? Bei Schulsenator Ties Rabe (SPD) beantwortet sich diese von selbst, er fährt gar nicht erst weg. Schreibschriftverfechter Walter Scheuerl wird von der französischen Cote d'Azur aber doch die ein oder andere Karte schicken. Meistens, so sagt er, überlässt er das Schreiben aber seiner Frau und seinen zwei Kindern. Da ist zu hoffen, dass der Initiator des Volksentscheids gegen die Primarschule aus dem Kartenschreiben kein Diktat macht. Sind ja schließlich Sommerferien. Obwohl, das hat ihn vergangenes Jahr ja auch nicht gestört.