Die Aufnahme des Hamburgischen Wattenmeers in die Welterbe-Liste wird erst am Sonnabend entschieden. Auch andere Anträge müssen warten.

Hamburg/Paris. Die Unesco hat die Entscheidungen über die deutschen Anträge zur Aufnahme in die Liste der Weltkulturerbe komplett vertagt. Damit fällt auch das Urteil über den Status des Hamburgischen Wattenmeers erst am Sonnabend.

Am Freitagabend brach die Unesco-Kommission in Paris die Beratungen zu einem möglichen Welterbe-Titel für fünf deutsche Buchenwälder ergebnislos ab. Nach Angaben von Diplomaten konnten die Beratungen über das Thema am Abend nicht zu Ende geführt werden. Eine Entscheidung solle an diesem Sonnabend fallen, hieß es.

Die Aufnahme der deutschen Buchenwälder in die Liste des Unesco-Weltnaturerbes ist nicht unumstritten. Experten hätten sich gewünscht, dass gleichzeitig weitere schützenswerte Buchenwälder in Ländern wie Bulgarien oder Rumänien aufgenommen werden. Diese Staaten haben bislang aber gar keine Anträge eingereicht.

Über neue Weltkulturerbestätten soll ebenfalls erst von Sonnabend an abgestimmt werden. Deutschland hofft unter anderem auf einen Titel für eine von Walter Gropius entworfene Schuhleistenfabrik im niedersächsischen Alfeld. Eine extra für den Welterbe-Titel des Hamburgischen Wattenmeers angesetzte Pressekonferenz ist am Freitag in Hamburg abgesagt worden.

Die Signale von der UNESCO in Paris sind laut Umweltbehörde positiv. Bislang besteht das Weltnaturerbe Wattenmeer seit 2009 aus den Nationalparks Niedersächsisches und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sowie dem niederländischen Wattenmeer-Schutzgebiet. Hamburg zog erst im Dezember 2010 mit einem eigenen Antrag nach.

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Es ist so weit: Hamburg bekommt sein erstes Welterbe. In seiner 35. Sitzung wird das Unesco-Welterbekomitee den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer einschließlich seiner Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn zum Weltnaturerbe erklären und in die Listen der Welterbestätten der Menschheit einschreiben. Der Beschluss ist also noch nicht gefasst, dem Senat wurde aber avisiert, dass dies reine Formsache sei. Damit ist der deutsche Anteil des grenzüberschreitenden Welterbegebiets Wattenmeer komplett. Niedersachsen und Schleswig-Holstein dürfen ihre Küstengebiete gemeinsam mit dem Niederländischen Wattenmeer bereits seit 2008 Weltnaturerbe nennen. Hamburg hatte damals seine Bewerbung kurzfristig zurückgezogen.

Mit der Aufnahme in die Liste der Welterbestätten steht das Hamburgische Wattenmeer in seiner Bedeutung von "außergewöhnlichem universellen Wert" nun auf gleicher Augenhöhe mit dem Great Barrier Reef in Australien, dem Grand Canyon in den USA, dem Serengeti-Nationalpark, aber auch mit Kulturstätten wie den Pyramiden von Gizeh, den Tempeln von Abu Simbel, dem Taj Mahal in Indien, dem Kölner Dom und der Altstadt von Quedlinburg.

Als letztes Bundesland in Deutschland erhält Hamburg nun eine Welterbe-Auszeichnung. Das hätte Hamburg allerdings viel früher haben können.

Rückblick: Ursprünglich hatten Niedersachsen, Schleswig-Holstein, die Niederlande und Hamburg die Anmeldung zum Weltnaturerbe im Jahr 2006 vorbereitet. Ein gemeinsames Dossier wurde Ende 2007 beschlossen und sollte zum 1. Februar 2008 bei der Unesco eingereicht werden. Am 15. Januar - also nur zwei Wochen vor der geplanten Einreichung - zog Hamburg seine Bewerbung aber zurück. Die damals regierende CDU fürchtete durch den Welterbestatus Probleme bei der geplanten Elbvertiefung. Und so bekam am 26. Juni 2009 das Wattenmeer ohne den Hamburger Teil den begehrten Status.

Das Umdenken begann zwei Jahre später: Am 23. Februar 2010 beschloss der mittlerweile schwarz-grüne Senat, das Hamburger Wattenmeer nun doch bei der Unesco nachzumelden - die hatte versichert, dass die Elbvertiefung damit keineswegs ausgeschlossen werde. Das entsprechende Bewerbungsdossier unterschrieb der damalige Bürgermeister Christoph Ahlhaus am 20. Dezember 2010. Heute bekommt Hamburg nun endlich den gewünschten Titel.

"Ich freue mich sehr, dass Hamburg diese weltweit höchste Auszeichnung erhalten hat", sagte Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Mit dem Titel verpflichte sich die Stadt, "diesen Naturschatz von Weltrang für kommende Generationen zu bewahren".

Etwa 10 000 Tier- und Pflanzenarten leben im Wattenmeer, darunter Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Kein anderes Gebiet der Erde hat eine größere zusammenhängende Sand- und Schlickfläche. Und jeder, der mal da war, weiß, wie schön das ist.

Mit Material von dpa und dapd