Thomas Ritzenhoff ist zum Wandsbeker Bezirksamtsleiter gewählt worden. Der SPD-Mann erhielt sogar drei Stimmen aus der Opposition.

Hamburg/Wandsbek. Auf diesen Moment hat Thomas Ritzenhoff seit Jahren hingearbeitet. Es ist Donnerstagabend um 20.16 Uhr, als das Ergebnis der Wahl zum Wandsbeker Bezirksamtsleiter im Bürgersaal Am Alten Posthaus verkündet wird. 36 der 55 anwesenden Abgeordneten der Bezirksversammlung haben für den Juristen gestimmt und ihn so zum neuen Bezirkschef gewählt (zwei Abgeordnete fehlten). Die Überraschung: Drei Stimmen kamen aus der Opposition, der CDU, FDP und Linke angehören. Aus welchen Fraktionen die "Abweichler" stammen, ist unklar. Die FDP-Fraktion hatte angekündigt, sich geschlossen zu enthalten.

SPD und GAL, die seit der Bürgerschaftswahl im Februar in dem Bezirk koalieren, klatschen minutenlang Applaus. Ritzenhoff, der sieben Jahre lang SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung war, ist am Ziel. Schon 2007 hatte er gegen Cornelia Schroeder-Piller (CDU) kandidiert und war unterlegen. Jetzt ist Schroeder-Piller abgewählt worden und die Verliererin - den Antrag zur Neuwahl der Bezirksamtsleitung hatten SPD und GAL gestellt.

Der 49 Jahre alte Ritzenhoff bedankte sich für den Vertrauensvorschuss. Danach sagte er dem Abendblatt: "Ich setze auf mehr Bürgerbeteiligung. Die Bürger dürfen nicht erst eingebunden werden, wenn Entscheidungen bereits getroffen wurden, sondern sie müssen mitreden können." Außerdem sagte der Rahlstedter: "Das Bezirksamt Wandsbek muss personell gestärkt werden, um allen Aufgaben im Sinne der Bürger nachkommen zu können." Einer der Tätigkeitsschwerpunkte wird die Umsetzung des Wohnungsbauprogramms sein.

Nach den Wahlen im Februar hatten sich die Mehrheitsverhältnisse in Hamburgs größtem Bezirk geändert. CDU und FDP verloren die Mehrheit. Jetzt stellen SPD und GAL 34 der 57 Abgeordneten. Da war eine Abwahl von Cornelia Schroeder-Piller nur noch eine Frage der Zeit: "Ich hatte mich schon länger darauf eingestellt, weil ich wusste, dass Herr Ritzenhoff diesen Posten haben wollte", sagte Schroeder-Piller dem Abendblatt. Die 50-Jährige hatte, bevor es zur Neuwahl der Bezirksamtsleitung kam, noch eine flammende Rede gehalten. In dieser ließ sie ihre Amtszeit Revue passieren und führte eine Reihe von positiven Projekten auf, die unter ihrer Ägide umgesetzt wurden.

+++ Ex-Bezirksamtsleiterin Schroeder-Piller: "Ich hatte hier schöne Jahre" +++

Danach menschelte es dann im Bürgersaal, und wer die Attacken der SPD auf Schroeder-Piller in den vergangenen Jahren verfolgt hatte, der wunderte sich doch ein bisschen. Denn SPD-Fraktionschefin Anja Quast bedankte sich überschwenglich dafür, wie gut die Zusammenarbeit in den vergangenen Wochen gewesen sei, also seitdem Schroeder-Piller ihre bevorstehende Abwahl mitgeteilt wurde.

Dann überreichte Anja Quast auch noch einen Blumenstrauß an die noch amtierende Bezirksamtsleiterin, deren Abwahl unmittelbar bevorstand. Die beiden umarmten sich. Danach ging es dann aber doch wieder zur Sache: "Wir brauchen einen Bezirksamtsleiter, der uneingeschränkt für unsere politischen Ziele steht und unsere Visionen teilt." Eben Thomas Ritzenhoff.

Dann wurde es amüsant, denn Anja Quast betonte, dass es ja eigentlich gar nicht ginge, eine Frau abzuwählen, um einen Mann ins Amt zu bringen. Schließlich sei sie selber eine Frau. Und unter dem Gelächter der Abgeordneten fügte sie hinzu: "Aber Herr Ritzenhoff steht für aktive Frauenförderung."

Thomas Ritzenhoff ist jetzt der Herr über Hamburgs bevölkerungsreichsten Bezirk mit rund 411 000 Bürgern.