Horst von Ehrenfried ist empört, weil Hamburgs früherer Innensenator Udo Nagel seine Adresse für Werbezwecke der Prevent AG benutzte.

Hamburg. Der Mann, der im September 2008 mit seinem Mercedes vor dem Haus von Udo Nagel in München hielt, hatte nichts Gutes im Sinn. Er habe da schöne Töpfe, Besteck und Messerblöcke im Wert von mehreren Tausend Euro, die er leider nicht mit ins Flugzeug nehmen könne und daher günstig abzugeben habe, schwindelte der Mann. Es ging dann ein wenig hin und her, Frau Nagel zeigte sich interessiert und am Ende wechselten 550 Euro den Besitzer. Wert war das ganze Zeug aber nur einen Bruchteil - ausgerechnet der frühere Münchener Polizeichef und spätere Hamburger Innensenator hatte sich aufs Kreuz legen lassen.

Zwei Monate nach dem Vorfall, am 26. November 2008, verschickte Nagel einen Brief, der nun Fragen nach seiner eigenen Seriosität aufwirft. Das hatte auch mit einer Gaunerei zu tun und begann so: Im September 2007 hatte der Hamburger Horst Graf von Ehrenfried den Innensenator Nagel am Rande einer Bürgerschaftssitzung getroffen. Rund 20 Minuten lang berichtete der Pensionär, wie er von einem offenbar notorischen Betrüger beim Autoverkauf gelinkt wurde, und beschwerte sich, dass die Polizei den Mann trotz bekannten Aufenthaltsorts nicht gefasst habe. Schließlich gab er Nagel seine Visitenkarte. Es tat sich nichts, man traf sich später auf einer anderen Veranstaltung, Ehrenfried erinnerte den Senator an sein Anliegen, das war's. "Mehr Kontakt hat es nicht gegeben", beteuert der 70-Jährige. Umso überraschter war er über den Brief, den er im November 2008 erhielt.

Der parteilose Innensenator hatte seinen Posten nach der Wahl Anfang 2008 an Christoph Ahlhaus abgeben müssen und saß nun im Vorstand des Sicherheitsunternehmens Prevent - das später durch seine Verwicklung in die Skandale bei der HSH Nordbank für Schlagzeilen sorgte und vor Kurzem Insolvenz anmelden musste. In seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied schrieb Nagel: "Sehr geehrter Graf von Ehrenfried, Sie kennen mich aus meinen früheren Funktionen als Kriminaldirektor der Kriminalpolizei München, als Polizeipräsident von Hamburg und zuletzt als Innensenator ..." Das war offensichtlich schon mal falsch, schließlich schwört Ehrenfried, Nagel ausschließlich als Innensenator kennengelernt zu haben. Und dass dieser dem Pensionär auf eineinhalb Seiten die Dienste der Prevent AG ans Herz legt ("Strategische Sicherheitskonzepte und Compliance Lösungen im Bezug auf Wirtschaftskriminalität gehören zu unseren zentralen Leistungen"), ist für Ehrenfried ein Unding. "Woher hat Prevent meine Adresse? Es kann doch nicht sein, dass Herr Nagel meine Daten, die ich ihm als Senator gegeben habe, mit zu einer Sicherheitsfirma genommen hat."

Vom Abendblatt darauf angesprochen, wollte sich Nagel zu dem Vorgang nicht äußern. Bei Prevent, wo der Ex-Senator im Juli 2010 ausgeschieden war, hieß es, Nagel habe den Vorgang prüfen lassen, die Sache sei nicht zu beanstanden. Das sieht SPD-Fraktionschef Andreas Dressel anders: "Das war ja nicht der Privatmann Nagel, der die Karte entgegengenommen hat, sondern der Senator Nagel", betont er. "Die Frage ist, ob das ein Ausrutscher war, oder ob das System hat." Ehrenfried selbst fragt sich, ob der Senator womöglich seinen ganzen Karteikasten mit zu der umstrittenen Sicherheitsfirma genommen hat. Dressel: "Regierungsgeschäfte und Privatgeschäfte sind strikt zu trennen."

Ob das bei Nagel nicht der Fall war, konnte allerdings auch Dressels Kleine Anfrage, die er kurz vor dem Regierungswechsel an den scheidenden CDU-Senat gestellt hatte, nicht aufklären. Der Sachverhalt sei "nicht nachvollziehbar", hieß es. Senatoren würden viele Gespräche führen, die "nicht dokumentiert werden".