Der Grund ist vor allem der harte Winter, aber auch gestiegene Öl- und Gaspreise. Experten rechnen mit 35 bis 40 Prozent mehr Heizkosten.

Hamburg. Auch wenn dieser Tage in der Hansestadt der Frühling Einzug hält - der Winter wird den Hamburgern wohl noch länger im Gedächtnis bleiben. Denn die frostigen Temperaturen und der Schnee in den vergangenen Monaten hat nun finanzielle Konsequenzen: Hausbesitzer und Mieter müssen sich auf wesentlich höhere Heizkostenabrechnungen für 2010 (die zurzeit vielfach verschickt werden) einstellen als in den Vorjahren.

"Wir rechnen damit, dass die Hamburger 35 bis 40 Prozent mehr Heizkosten zahlen müssen", sagt Achim Woens, Experte für Nebenkosten beim Verein "Mieter helfen Mietern". Dieser Wert ergebe sich aus folgenden Daten: Der Winter 2010 sei laut Deutschem Wetterdienst 20 Prozent kälter gewesen als im Jahr 2009. "Zudem sind Öl und Gas zum Teil um bis zu 20 Prozent teurer geworden", sagt Woens.

Eckard Pahlke, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, schätzt, dass es der kostspieligste Winter seit Langem wird. Er sagt: "Die Heizkosten der Hamburger dürften im vergangenem Jahr um rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein." Die Gründe seien der strenge Winter und die höheren Preise für Öl und Gas, sagt auch er.

Die Energieagentur NRW in Wuppertal hält solche Kostenexplosionen durchaus für realistisch. Ihren Berechnungen zufolge werden die Heizkostenabrechnungen in der Hansestadt für 2010 durchschnittlich um 22 Prozent höher ausfallen als 2009. "Das liegt vor allem an der kalten Witterung, die es 2010 besonders oft gegeben hat", sagt Dirk Mobers, Heiz-Fachmann der Energieagentur. Laut Mobers hat es 2009 in Hamburg im Vergleich zum langjährigen Mittel minus neun Prozent Heizgradtage und 2010 17 Prozent plus gegeben. Mobers erklärt: "Heizgradtage sind ein Maß für den Energiebedarf, der benötigt wird, um im Wohnraum 20 Grad Celsius zu halten."

Dirk Mobers gibt an, dass in erster Linie diejenigen von erheblichen Nachzahlungen betroffen seien, die in wenig energieeffizienten Gebäuden - wie unsanierte Altbauten - wohnten. "Menschen, die in solchen Häusern oder Wohnungen leben, sollten ihre vier Wände in Sachen Isolation schnellstmöglich aufrüsten", sagt der Experte. "Die Bewohner können ihren Vermieter allerdings nur darum bitten und nicht dazu zwingen, solche Maßnahmen zu ergreifen." Dirk Mobers Spartipp für alle lautet: "Wer die Raumtemperatur um ein Grad senkt, spart im Jahr sechs Prozent Heizkosten."

Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbands Hamburg, rechnet ebenfalls damit, dass der Winter den Hamburgern teuer zu stehen kommt. "Hausbesitzer und Bewohner von Mietwohnungen müssen sich auf rund 20 Prozent höhere Heizkosten als in normalen Jahren einstellen", bestätigt er. Die meisten Hamburger hätten spätestens im Oktober die Heizkörper angestellt, um in ihren vier Wänden nicht zu frösteln. Stüven: "Bei den Abrechnungen werden sich bestimmt einige erschrecken." Diese werden die Verbraucher voraussichtlich schon in den kommenden Tagen und Wochen im Briefkasten finden, da viele Vermieter zurzeit die Betriebskostenabrechnungen erstellten. "Die hohen Heizkosten bedeuten für die Vermieter, dass sie momentan stärker in Vorlage gehen müssen bei den Zahlungen an die Versorgungsunternehmen", sagt Heinrich Stüven. Zudem müssten sich Vermieter darauf einstellen, dass ein Teil der Bewohner die hohen Nachzahlungen nur in Raten abbezahlen könne. "Das liegt daran, dass die Mieter keine finanziellen Rücklagen haben."

Deutlich zurückhaltender hinsichtlich gestiegener Heizkosten gibt sich die Saga/GWG, Hamburgs größtes Wohnungsunternehmen. Ihrer Meinung nach müssten die Mieter nur "unter Umständen" mit "gestiegenen Kostenabrechnungen" kalkulieren, sagt Kerstin Matzen, stellvertretende Unternehmenssprecherin. Noch bis Ende dieses Monats laufe bei der Saga/GWG das Erfassen, also das Heizkosten-Ablesen in den einzelnen Gebäuden - erst nach Abschluss dieser Arbeit könne sie verlässliche Daten nennen, sagt Matzen. "Jedenfalls", sagt sie, "warne ich vor einer Panikmache."

Zusätzliche Heizkosten muss auch die Stadt für Tausende öffentliche Gebäude tragen. Dazu zählen etwa die rund 400 Schulen, von denen viele sanierungsbedürftig sind - und daher besonders stark beheizt werden müssen. Was dies die Stadt am Ende kosten wird, sei noch nicht abzuschätzen, sagt Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. "Weil es keine zentrale Abrechnung gibt und jede Behörde einzeln und nach Verbrauchergrößen bezahlt." Dumann: "Insgesamt ist festzustellen, dass der Heizkostenverbrauch in den vergangenen Jahren nicht dramatisch angestiegen ist, sondern leicht schwankend war."