Der Hamburger Sportbund verlangt vom neuen Senat der Hansestadt Stellenstreichungen in der Verwaltung und mehr Geld für Vereine.

Sternschanze. Günter Ploß, 63, ehrenamtlicher Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB), war vor sieben Jahren angetreten, Hamburgs gesellschaftlich größter Organisation mehr politisches Gewicht in der Stadt zu verschaffen. Darauf warten die rund 535 000 Mitglieder und 790 Vereine weiter. Am Einsatz von Ploß mangelt es nicht. Seit der gescheiterten Olympiabewerbung 2003 muss der Hamburger Sport aber verstärkt um Beachtung kämpfen. Die verpatzte Kandidatur um die Ausrichtung der Universiade 2015, den Weltspielen der Studierenden, tat 2008 ein Übriges.

Deshalb wählte Ploß gestern Mittag im Haus des Sports am Schlump den Weg an die Öffentlichkeit, um Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Forderungen des HSB für die neue Legislatur zu übermitteln. Der Bitte um ein Gespräch mit der Verbandsführung ist Scholz bislang nicht nachgekommen. Ploß' Sorge: Der Sport spielte im Wahlkampf der SPD - im Gegensatz zur Kultur - und auch danach keine wahrnehmbare Rolle, und mit Wolfhard Ploog (CDU) und Horst Becker (GAL) schafften zwei engagierte Interessenvertreter des Sports nicht den Wiedereinzug als Abgeordnete in die Bürgerschaft. Wer dem Sport im neuen Parlament Gehör verschaffen kann, muss abgewartet werden.

Den SPD-Abgeordneten Juliane Timmermann und Jan Balcke, zuletzt Vorsitzender des Sportausschusses, wächst damit größere Verantwortung zu. Scholz stellte jetzt im Radiosender NDR 90,3 klar, dass der Sport in der Innenbehörde verbleiben wird. Ploß sagt dazu: "Wir wünschen uns aber wieder einen Sportstaatsrat, der nur für die Belange des Sports zuständig ist und nicht wie zuletzt noch weitere Aufgaben in den Behörden übernehmen muss."

Hauptforderung des HSB für die nächsten vier Jahre ist die Umgestaltung des Sportamtes. Das sei, betonte HSB-Geschäftsführer Ralph Lehnert, in den vergangenen Jahren personell unverhältnismäßig aufgestockt worden. Der CDU-Senat hatte das 2007 mit einem Steuerungsbedarf gegenüber dem HSB begründet. Dabei seien allerdings in der öffentlichen Sportverwaltung zahlreiche Parallelstrukturen zum HSB aufgebaut worden, deren Nutzen für die Stadt, so Lehnert, für ihn nicht erkennbar sei: "Zum Teil verfolgen Sportamt und HSB exakt dieselben Aufgaben."

Das Sportamt, fordert der HSB, sollte sich "auf ministerielle Aufgaben konzentrieren", während der HSB die sportfachlichen übernimmt. Und bei der Bewerbung um Großveranstaltungen, die der Verband nachdrücklich befürwortet, soll in Zukunft das Know-how von Vereinen und Verbänden besser eingebunden werden.

Für die bei einem Personalabbau im Sportamt frei werdenden Mittel hätte der HSB Verwendung: Abschaffung des seit 2005 festgeschriebenen Konsolidierungsbeitrags an die Stadt, derzeit 200 000 Euro im Jahr, Revidierung der Kürzungen im Bereich des Leistungssports von 30 000 Euro. Bedarf besteht weiter für Zuschüsse für Instandsetzungen vereinseigener Anlagen. 2009 und 2010 stand dafür im Rahmen des Konjunkturprogramms II der Bundesregierung jeweils eine halbe Million Euro zur Verfügung. Diese Mittel sind ausgelaufen, neue nicht in Sicht, "die Probleme der Vereine sind aber nicht kleiner geworden", sagt Ploß. Der HSB erwartet, dass sich der künftige Senat bald den Nöten des Sports annimmt. Ploß: "Nicht alle Forderungen müssen sofort umgesetzt werden, in den nächsten vier Jahren erwarten wir jedoch mehr Bewegung in der Sportpolitik."