Der letzte Aktionstag im Juni 2010 kostet die Hansestadt mehr als eine halbe Million Euro. Ex-Senatorin Anja Hajduk steht in der Kritik.

Hamburg. Autoleere Straßen sorgen für leere Kassen. Die Kosten für den autofreien Sonntag sind explodiert. Der letzte Aktionstag am 20. Juni 2010 hat die Stadt mehr als 504 000 Euro gekostet. Im Haushalt waren dafür nur 375.000 Euro vorgesehen. Das bestätigte eine Sprecherin der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) auf Abendblatt-Anfrage.

Die drastische Kostensteigerung sorgt für Kritik. "Der autofreie Sonntag gehört auf den Prüfstand", fordert SPD-Verkehrsexperte Ole Thorben Buschhüter. Doch warum ist dieser Aktionstag überhaupt so teuer ausgefallen? Dazu sagt die BSU-Sprecherin: "Es ist kurz vor der Veranstaltung ein Sponsor abgesprungen." Außerdem habe es kurzfristige Kostensteigerungen bei der Organisation gegeben.

Nachdem die Details zu den Kosten bekannt geworden sind, ist die Zukunft des autofreien Sonntags ungewiss. Der nächste Aktionstag war für den 19. Juni geplant. Die Frage sei doch, ob sich die Stadt eine Fortsetzung dieser teuren Veranstaltungen leisten könne, sagt der SPD-Verkehrsexperte Buschhüter. Er hatte zu diesem Thema eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt.

Die genaue Aufstellung der Kosten geht jetzt aus der Antwort hervor. Für Planung, Umsetzung, Programm und Bewerbung der Veranstaltung wurden mehr als 254.000 Euro ausgegeben. Eigentlich waren dafür 125.000 Euro vorgesehen. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) erhält wie geplant 250.000 Euro für die Einnahmeausfälle und den Einsatz zusätzlicher Züge. Am autofreien Sonntag konnten alle öffentlichen Verkehrsmittel in Hamburg und Umgebung kostenlos benutzt werden.

Auch CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse reagiert mit scharfer Kritik: "Es muss nun dringend aufgeklärt werden, wie es zu einer solchen Kostensteigerung kommen konnte. Die Verantwortlichen haben hier offenbar gravierende Fehler bei der Kosteneinschätzung gemacht."

Die Organisation des autofreien Sonntags, der im Januar 2008 ins Leben gerufen wurde, lag bei der BSU, die von der GAL-Senatorin Anja Hajduk geführt wurde. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Buschhüter meint: "Diese Kostenexplosion ist unfassbar, passt aber in das Bild schwarz-grüner Haushaltspolitik."

Im vergangenen Jahr hatte die BSU mitgeteilt, dass es künftig nur noch einen autofreien Sonntag im Jahr geben soll. Der für September 2010 geplante Aktionstag wurde abgesagt. Einen der Gründe nannte damals ein Behördensprecher: "Wenn wir nur eine Veranstaltung im Jahr machen, können wir Sponsoren auch besser zum Mitmachen gewinnen." Das ist auch notwendig. Denn am 20. Juni 2010 gab es nur ein Privatunternehmen als Sponsor. Dieses stellte Werbeleistungen im Wert von etwa 16.000 Euro zur Verfügung.

Als weiteren Sponsor nennt die BSU die Hochbahn mit 30.000 Euro. Allerdings hat das städtische Verkehrsunternehmen bislang gar nicht gezahlt: "Wir verhandeln noch mit der Stadt über die Höhe der Summe", sagte Sprecher Christoph Kreienbaum. Per Saldo sieht das Sponsoring so aus: Die Zuwendung an die BSU sollte von den 250.000 Euro bezahlt werden, die der HVV für Einnahmeausfälle am autofreien Sonntag von der BSU erhalten hat.

Die S-Bahn ist mit einem Sponsoringbetrag von 26.500 Euro aufgeführt. Aber Sprecher Dirk Pohlmann bestätigte nur: "Wir verhandeln noch mit der Stadt über Zahlungen."

Hamburg Wasser sollte sich mit 30.000 Euro beteiligen: "Wir haben die Verträge mit der Stadt eingehalten", sagt ein Sprecher.