GAL-Abgeordnete bestätigen Fraktionschef im Amt. Ex-Senator Steffen unterliegt überraschend klar. Vize-Chefin wurde Anja Hajduk mit 13 Stimmen.

Hamburg. Lange sah es im Bürgersaal nicht nach einem eindeutigen Ergebnis aus. Stundenlang diskutierten die künftigen GAL-Abgeordneten bei Mineralwasser, die gelegentlich geöffnete Tür gab den Blick auf einen gequält dreinblickenden Jens Kerstan frei. Schräg gegenüber saß sein Konkurrent, der ehemalige Justizsenator Till Steffen, direkt neben Anja Hajduk, als hätte er die Wahl bereits gewonnen und seine Stellvertreterin neben sich sitzen.

Doch es kam anders: Kerstan wurde mit elf zu drei Stimmen überraschend eindeutig als Fraktionschef wiedergewählt, die ehemalige Umweltsenatorin Anja Hajduk mit 13 Stimmen zur Vize-Chefin der Fraktion. Till Steffen soll damit nach Willen der Parlamentarier nur einfacher Abgeordneter werden. Dafür ist für die Innenexpertin und Ex-Fraktionsvize Antje Möller ein neuer Posten geschaffen worden: Mit zwölf zu zwei Stimmen wurde sie zur parlamentarischen Geschäftsführerin gewählt - wohl auch mit der Aufgabe, die Basis besser einzubinden und neue Konzepte zu entwickeln. Die Basis hatte vehement mehr Transparenz gefordert. Bezahlt wird Möller aus Parteimitteln.

"Wir haben viele starke Einzelpersonen in der Fraktion", sagte Kerstan nach der Wahl. "Meine Qualität ist wohl, dass ich daraus ein Team formen kann." Die GAL werde die Opposition zügig antreten und "die Zukunftsbereiche Umwelt, Wissenschaft und Energie vor Schlimmerem bewahren", so der neu gewählte Fraktionschef.

Einen neuen Kurs kündigte Kerstan nicht an: Die GAL müsse sich nicht neu erfinden, aber Projekte künftig "gemeinsam mit den Bürgern" entwickeln. Sein Konkurrent Till Steffen hatte sich auf dem Parteitag vergangene Woche mit ähnlichen Worten beworben - die Wahl zugunsten Kerstans dürfte für die GAL-Abgeordneten eher eine persönliche als eine politisch richtungsweisende Entscheidung gewesen sein. Die Fraktion habe es sich nicht leicht gemacht, weil Steffen ein starker Herausforderer sei, so Kerstan: "Man traut uns beiden das zu."