Der mit allen parlamentarischen Wassern gewaschene Jens Kerstan bleibt Vorsitzender der Hamburger GAL-Bürgerschaftsfraktion. Kerstan, der sich deutlich gegen Ex-Justizsenator Till Steffen durchgesetzt hat, ist zuzutrauen, dass er die Stimme der Grünen im Konzert von nun vier Oppositionsparteien deutlich zu Gehör bringt. Schon als Fraktionschef zu schwarz-grünen Regierungszeiten war er um deutliche und auch für den Koalitionspartner bisweilen unbequeme Worte nicht verlegen.

Allerdings: Auch der unterlegene Herausforderer Steffen hätte diese Aufgabe gemeistert. Steffen ist ein strategisch denkender Politiker, der Zuspitzung durchaus zugeneigt. Die Wahl zwischen Kerstan und Steffen war keine zwischen politischen Richtungen, sondern eher zwischen zwei politischen Temperamenten. Es bleibt zu hoffen, dass Rechtsanwalt Steffen auch als einfacher Abgeordneter nicht die Lust an der parlamentarischen Auseinandersetzung verliert.

Die GAL ist in einer schwierigen Lage, weil unklar ist, wofür die Partei künftig steht, nachdem wichtige grüne Projekte wie die Primarschule oder die Stadtbahn gescheitert sind. Weder Kerstan noch Steffen oder Ex-Spitzenkandidatin Anja Hajduk stehen für die notwendige Erneuerung. Aber der künftig mit absoluter Mehrheit regierenden SPD können sie allemal die umweltpolitischen Leviten lesen.