Die SPD-Fraktion kommt zur konstituierenden Sitzung zusammen

Altstadt. Es ist Teil eins der Rückeroberung der Macht: Sieben Jahre lang musste die SPD-Bürgerschaftsfraktion gewissermaßen im Exil tagen, gestern kehrten die frisch gewählten SPD-Abgeordneten in den Raum 151 des Rathauses zurück. Der "151er" steht der größten Fraktion zu und war jahrzehntelang der Stammplatz der Sozialdemokraten.

Die Stimmung ist ausgesprochen heiter, wie sollte es auch anders sein. Ein unbeschwerter Anfang: Da passt es in das harmoniegetränkte Bild, dass zwei nebeneinandersitzen, die in anderen Rollen gern auch mal gegensätzliche Positionen vertreten: der Reeder und Unternehmer Erck Rickmers, erstmals in der Bürgerschaft, und Ver.di-Chef Wolfgang Rose, der allzeit streitbare Gewerkschafter.

Fast alle sind da - dann kommt der Wahlsieger: Olaf Scholz betritt nicht mit Fraktionschef Michael Neumann den Raum, er hält Einzug. Die Abgeordneten applaudieren dem künftigen Bürgermeister stehend und ausdauernd. Der nimmt es mit hintergründigem Lächeln entgegen. "Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid", sagt Scholz in ironischer Anspielung auf den grandiosen Wahlerfolg, der der SPD nach 20 Jahren erstmals wieder die absolute Mehrheit beschert hat.

Doch schnell ist er bei der ernsten Seite der Politik. "Wir haben eine große Verantwortung. Wir dürfen das Vertrauen, das die Wähler in uns gesetzt haben, nicht enttäuschen", sagt Scholz. Und der erfahrene Parlamentarier weiß um das bisweilen spannungsgeladene Verhältnis zwischen Regierungs-Abgeordneten und der Regierung. "Wir müssen ordentlich miteinander sprechen", sagt Scholz. "Ich werde das tun."

Die Fraktion bittet den Vorstand um Michael Neumann, bis zur Senatsbildung kommissarisch im Amt zu bleiben. Man weiß ja nicht, wen Scholz aus der Fraktion in sein Kabinett holt. Nach rund 30 Minuten ist alles vorbei. "Langsam fange ich an zu realisieren, was passiert ist", sagt die 21 Jahre alte Studentin Annkathrin Kammeyer, die jüngste Abgeordnete. Ihr gelang der Sprung vom eigentlich aussichtslosen Listenplatz 46 in die Bürgerschaft. Eben war Kammeyer noch Büroleiterin von Neumann, jetzt muss sie sich selbst eine Büroleiterin suchen.