Parteien auf der Zielgeraden. Hamburgs Spitzenkandidaten empfingen gestern vier Bundespolitiker in der Hansestadt

Rotherbaum. Für einen kurzen Moment war Guido Westerwelle gestern Abend auch Außenminister. Vor dem Eingang des Curio-Hauses demonstrierten ein Dutzend Menschen für die Entschädigung griechischer NS-Opfer. Auf der Wahlkampfveranstaltung der FDP im großen Saal hatten sich die Spitzenkandidatin und der Parteivorsitzende dann die Rollen gut aufgeteilt.

Katja Suding machte Wahlkampf, wie sie ihn schon oft auf Wochenmärkten der Stadt geübt hat. Sie werde sich für einen starken Hafen einsetzen, den Mittelstand der Stadt stärken und familienfreundlichen Wohnraum schaffen. Und für die Gymnasien eintreten. "Wir garantieren, dass die Einheitsschule nicht doch noch durch die Hintertür kommt", sagte Suding.

Sie redete vor den etwa 200 Zuschauern gut zehn Minuten, Westerwelle weit mehr als eine Stunde. Er gab dem Publikum an diesem Abend den liberalen Kompass mit auf den Weg. Der Chef der FDP sprach vor allem über die Geisteshaltung der Liberalen. Die Partei stehe für eine leistungsbereite, weltoffene und tolerante Gesellschaft. "Leistungsbereitschaft ist Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit", sagte Westerwelle.

Er redete kämpferisch und blickte dabei fast nie auf sein Redemanuskript. Als er für die Gentechnik warb, brachte er das Beispiel eines zuckerkranken Kindes, dem mit neuer medizinischer Forschung geholfen werden konnte. "Wir brauchen Mut für die Zukunft und keine Angst vor dem Fortschritt", sagte Westerwelle.