Der ehemalige Bürgermeister und sein Nachfolger attackieren die SPD: “Lauwarmer Champagner, mit Olaf Scholz als Korken drauf“.

Hamburg. Ole von Beust fühlt sich manchmal von Frauen besser verstanden als von Männern. Viele Bürgerinnen hätten Verständnis für seinen Rücktritt geäußert, sagte der ehemalige Bürgermeister. Er höre häufig: "Wir können gut verstehen, dass Sie nach einer gewissen Zeit gesagt haben: Es reicht." Zumal es mühselig sei, täglich in der Zeitung zu stehen. Männer hingegen, so von Beust weiter, reagierten meist mit Unverständnis, wie man freiwillig auf Status verzichten könne: "Du warst doch Bürgermeister, überall eingeladen, erste Reihe, Dienstwagen, Riesen-Büro, Rathaus", sagten viele. Von Beust glaube, dass sein Rückzug eine "Bedrohung für die Lebensentwürfe" seiner Geschlechtsgenossen sei. "Statusverliebtheit ist nicht weiblich."

Die CDU hatte zu einer Gesprächsrunde mit Bürgermeister Christoph Ahlhaus geladen, um über Erfolge der zurückliegenden Regierungszeit seit 2001 zu sprechen. Beust attackierte die SPD: Alte Gräben zwischen dem Gewerkschafts- und dem Wirtschaftsflügel würden wieder aufbrechen, warnte er. Die große Zustimmung in Umfragen zur SPD fuße auf "Illusion". Ahlhaus sagte, die SPD sei wie eine Flasche "lauwarmer Champagner, mit Olaf Scholz als Korken drauf". Die Sozialdemokraten hätten ihren Kurs nicht deutlich gemacht. "Ordentlich regieren, das ist doch selbstverständlich", sagte Ahlhaus, der dafür warb, Hamburg zu einer Art "Silicon Valley" für Umwelttechnologie zu machen. "Das ist doch kein Hirngespinst."

Allerdings sagte von Beust erneut, er wäre später zurückgetreten, wenn er den "ganzen Kladderadatsch" geahnt hätte. Er habe Ahlhaus mit einem rechtzeitigen Start einen Amtsbonus verschaffen wollen, wie es in der Politik üblich sei. Der Bruch der Koalition sei "nicht voraussehbar" gewesen.

Das Treffen des Bürgermeisters mit seinem Vorgänger zeigte auch den Kurswechsel der CDU in der Schulpolitik. Und eine Einsicht: Von Beust räumte ein, sein Engagement für die Primarschule sei von großen Teilen seiner Partei nicht gedeckt gewesen. "Vielleicht habe ich mich da selber betrogen", sagte der frühere Senatschef.

Bürgermeister Ahlhaus entgegnete darauf, dass die Partei sich auf Primarschulgegner Walter Scheuerl "zubewegt" habe, der nun auch für die Union kandidiert und gemeinsame Auftritte mit von Beust ablehnt. Von Beust sagte dazu lediglich: "Soll Scheuerl doch glücklich werden als Abgeordneter."

Am selben Abend sprach Walter Scheuerl vor Mitgliedern der CDU des Ortsverbandes Eppendorf-Winterhude und teilte in Richtung von Beust aus: Die Basis habe die Reform nie getragen. "Die wurde in kleinem Kreis beschlossen, Herr von Beust war dabei." Der Landesvorsitzende Frank Schira versicherte den Mitgliedern: "Wir haben das verstanden."

Scheuerl umriss seine Agenda: Entweder Schüler können wieder sitzen bleiben, oder es müssen strikte Förderprogramme aufgelegt werden. "Sonst gehen Schüler wie Piraten über die Planke, ohne die Schwimmweste eines Schulabschlusses." Wer nach der Schule Hartz IV empfange, sei eben auch Belastung für den Sozialstaat.