Die GAL wählt Anja Hajduk, Jens Kerstan und Christa Goetsch an die Spitze der Landesliste - danach gab es dutzende Kampfkandidaturen.

Wandsbek. So schnell geht's bei der GAL selten - kaum war Anja Hajduk von ihrer Partei zur Spitzenkandidatin gewählt worden, schon lächelte die strahlende Siegerin den Hamburgern von ihrem Wahlplakat mit dem Slogan "Anja Hajduk. Mit mir müssen Sie rechnen" entgegen. Noch am Sonnabendnachmittag hatten Wahlhelfer damit begonnen, das Konterfei ihrer Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl hamburgweit aufzustellen.

Nicht ganz so schnell ging es in der Landesmitgliederversammlung am Wochenende im Wandsbeker Bürgersaal, die zu einer zweitägigen Marathon-Tagung wurde. Zu groß war der Ansturm der Bewerber auf die Plätze der Landesliste. Bis zu neun Kandidaten pro Platz traten in sogenannten Kampfkandidaturen gegeneinander an. Insgesamt dauerte die Kandidatenaufstellung an den zwei Tagen rund 20 Stunden.

Die begehrten, weil aussichtsreichsten vorderen Listenplätze konnten am Ende die etablierten Parteimitglieder für sich erobern. Auf Platz eins wurde Anja Hajduk mit 85,9 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt, Platz zwei erhielt der Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion Jens Kerstan mit 79,2 Prozent, Platz drei erreichte Ex-Schulsenatorin Christa Goetsch mit 83 Prozent Zustimmung. Auf Platz vier und fünf konnten sich Till Steffen (70,7 Prozent) und Antje Möller (50,4 Prozent) durchsetzen, und zwar nicht gegen irgendwen. Denn sie gewannen gegen die Landesvorsitzende Katharina Fegebank beziehungsweise ihren Stellvertreter Anjes Tjarks. Die beiden mussten sich mit Platz sechs beziehungsweise sieben zufriedengeben.

Auch bei der Verabschiedung des Wahlprogramms machten die Grünen ihrem Ruf als beteiligungsfreudige Partei alle Ehre. Fast fünf Stunden brauchten die GALier dafür, sämtliche der 410 Änderungsanträge der Mitglieder zu besprechen, einzuarbeiten, abzulehnen oder öffentlich zu diskutieren.

Am Ende verabschiedete die Partei mit großer Mehrheit ein Wahlprogramm, das Anja Hajduk als "glaubwürdiges und realistisches Programm" bezeichnete, das aber "nicht auf eine visionäre Zukunft für die Stadt" verzichte. Die Kernthemen in dem rund 25-seitigen Papier sind unter anderem Umwelt, Finanzen, Bildung, Bürgerbeteiligung, Soziales, Wissenschaft und Kultur. Das komplette Programm inklusive aller Änderungen soll noch in dieser Woche vorliegen.

An einem ließen die Hamburger Grünen am Wochenende keinen Zweifel: Sie wollen erneut regieren. "Wir haben den Anspruch, wieder Verantwortung zu übernehmen", sagte Grünen-Chefin Katharina Fegebank zum Auftakt des Parteitages.

"Wir wollen, dass wir den Unterschied machen für Hamburg", so Fegebank. "Hamburg braucht uns, Hamburg braucht starke Grüne. Nicht nur, weil wir verändern und weil wir vieles verstanden haben, was die letzten zweieinhalb Jahre passiert ist."

Die CDU erkenne sie seit November nicht mehr wieder, sagte die Parteichefin und gab eine klare Absage für eine Zusammenarbeit. "Das wahre Gesicht einer CDU, die sich wieder auf ihre konservative Kernklientel beschränkt, ist eine CDU, mit der wir in dieser Stadt im Moment keinen Start machen können", betonte Fegebank. Zudem lasse der "innere Zustand" der CDU dies auch nicht zu.

Aber auch in Richtung SPD gab es durchaus harsche Worte. Sie könne sich über Spitzenkandidat Olaf Scholz und seine öffentlichen Auftritte nur noch wundern, sagte Katharina Fegebank. Es gebe zwar eine Wechselstimmung in der Bevölkerung in Richtung Rot-Grün, aber "wenn ich mir den Olaf Scholz die letzten Tagen anhöre, so sage ich: Vorsicht und Obacht, da ist der Drops noch nicht gelutscht".