Hamburg. Zum Schluss hielt es Ex-Justizsenator Till Steffen (GAL) mit der Zeichentrickfigur Paulchen Panther. Als kleiner Junge hatte er diesen als Stoffpuppe, und wie sagte der rosarote Panther doch immer so schön? "Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage."

Mit diesen Worten verabschiedete sich Steffen gestern um kurz nach halb zwölf Uhr von seinen Mitarbeitern in der Behörde an der Drehbahn. Ob man den Satz als kecke Ankündigung mit Blick auf ein rot-grünes Bündnis nach der Bürgerschaftswahl am 20. Februar oder schlicht als Drohung interpretieren will, war jedem selbst überlassen.

War Sonntag der Tag des großen Knalls mit dem Bruch der Koalition, so war gestern der Tag der Abschiede und des Neubeginns. Es begann mit der Entlassung der drei GAL-Senatoren. Um 9.30 Uhr überreichte Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) - ganz traditionell im Bürgermeister-Amtszimmer - Schulsenatorin Christa Goetsch, Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk und Steffen ihre Entlassungsurkunden. Es war trotz allem kein frostiges Lebewohl. Ahlhaus, der dem schwarz-grünen Senat von Beginn an als Innensenator angehörte, lobte die insgesamt gute Zusammenarbeit in der zweieinhalbjährigen Koalition.

Und es war eine Trennung mit Anstand: Die GAL-Senatoren können in ihre Behörden zurückkehren und haben so die Möglichkeit, in den nächsten Tagen ihre Büros aufzuräumen und sich von Mitarbeitern zu verabschieden. Während die Senatoren mit sofortiger Wirkung von ihren Posten abberufen wurden, schickte Ahlhaus die GAL-Staatsräte mit Ablauf des gestrigen Tages in den einstweiligen Ruhestand: Ulrich Vieluf (Schule), Stephan Winters (Stadtentwicklung), Christian Maaß (Umwelt) und Carola von Paczensky (Justiz) nahmen ihre Urkunden ebenfalls gestern Morgen entgegen.

Einer zog gestern von sich aus die Konsequenz: Carsten Frigge, der nach seinem Rücktritt als Finanzsenator eigentlich bis zur Neuwahl eines Nachfolgers kommissarisch im Amt bleiben sollte, einigte sich mit Ahlhaus darauf, jetzt ebenfalls zu gehen. Frigge hat schon seine Kisten gepackt.

Weil keine Behörde ohne Senator bleiben darf, wird Ahlhaus heute die Geschäftsverteilung des Senats neu festlegen. Die verbliebenen CDU-Senatoren müssen nun die Aufgaben ihrer GAL-Kollegen bis zur Neuwahl mit übernehmen. Danach wird Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach zusätzlich Finanz- und Stadtentwicklungssenatorin. Sozialsenator Dietrich Wersich übernimmt die Bildungsbehörde und Innensenator Heino Vahldieck die Justizbehörde.

Christa Goetsch verabschiedete sich am Morgen in der Schulbehörde scheinbar mit ein wenig Trotz. Mehr als 100 Amts-, Abteilungs- und Institutsleiter sowie weitere Mitarbeiter hatten sich im Raum M neben der Kantine versammelt. Teilnehmer berichten, Goetsch habe betont, dass man keine Fehler gemacht habe. Zudem soll sie offen angekündigt haben, sich nicht aus der Bildungspolitik zurückzuziehen. Traurig, aber gefasst sei sie gewesen, sagt eine Mitarbeiterin.

Im Gespräch mit dem Abendblatt kündigte Goetsch dann am Nachmittag an, nicht wieder als Spitzenkandidatin der GAL antreten zu wollen. Diese Aufgabe hatte sie 2004 und 2008 übernommen. "Ich möchte erneut für die Bürgerschaft kandidieren, mich aber ganz auf das Thema Bildung konzentrieren", sagte die Ex-Senatorin. Sie wolle mit dem Verzicht auf die Spitzenkandidatur einen "bewussten Schnitt" machen und schlug Anja Hajduk als neue Nummer eins der Grünen vor.

"Ich bin dazu bereit. Ich freue ich, dass auch Christa das so vorschlägt", sagte Hajduk vor Beginn der GAL-Fraktionssitzung am späten Nachmittag. Entscheidend wird das Votum der Mitgliederversammlung sein, für die der 13. Dezember vorgesehen ist.

Wie bei Christa Goetsch kennzeichnete Abschiedsschmerz auch die Verabschiedung Steffens in der Justizbehörde. Etwa 60 Mitarbeiter waren gekommen. Bedrückte Stimmung hätte anders ausgesehen. "Das Mitleid hält sich in Grenzen", sagte ein Mitarbeiter.

Dafür wurde Steffen nach den ersten Sätzen für einen kurzen Moment emotional, als es um seine Staatsrätin Carola von Paczensky ging. "Sie verlieren heute eine ganz tolle Staatsrätin", sagte Steffen. "Das sage ich wirklich aus ganzem Herzen." Mit "Herzblut und Leidenschaft" hätten sie und er die Behörde geleitet, so Steffen. Danach griff er beherzt zum Taschentuch und wischte sich die Augen.

Aus dem Lob für eine Mitarbeiterin wurde schnell ein Lob für alle Mitarbeiter: Steffen sei beeindruckt, was man alles gemeinsam erreicht habe. Angefangen von der großen "Teamworkaufgabe Justizministerkonferenz" im Sommer, auf der die Hamburger Behörde die Themen gesetzt habe, über die Bereiche Datenschutz, neues Informationsfreiheitsgesetz und Initiative zum Urheberrecht bis zur Umstrukturierung des Hamburger Strafvollzugs, die man angegangen sei. Möglicherweise erhält Steffen ja die Gelegenheit, als Justizsenator das Begonnene fortzusetzen.