Die chinesische Reederei Cosco droht mit Abzug von Containern, wenn die Elbvertiefung nicht kommt. Dann würden andere Häfen genutzt.

Hamburg. China macht Druck. Deutlicher als früher fordert die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt eine Beteiligung an einem Hamburger Hafenterminal. "Wir haben der Stadt vor vier Jahren erstmals ein Angebot gemacht und darauf bis heute keine Antwort bekommen", sagte Wei Jiafu, Chef der führenden chinesischen Container-Linienreederei Cosco, dem Abendblatt bei der Wirtschaftskonferenz "The Hamburg Summit - China meets Europe" in der Handelskammer. Donnerstagnachmittag sprach Wei darüber mit Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU). Der Hamburger Hafen interessiert China besonders, weil er das wichtigste Drehkreuz des Landes für den Überseehandel mit Europa ist.

Auch bei der bereits mehrfach verschobenen Vertiefung und Verbreiterung der Elbe will Cosco angesichts wachsender Schiffsgrößen Taten sehen: "Wenn die Elbe nicht tief genug ist, bringen wir unsere Fracht in Häfen Ihrer Nachbarländer", sagte Wei.

China baut seine Außenhandelswirtschaft massiv aus. Dazu gehört auch die Beteiligung an Infrastrukturprojekten in allen wichtigen Wirtschaftsregionen. So ist Cosco etwa an Hafenterminals in Rotterdam und Antwerpen beteiligt. Den griechischen Hafen Piräus nutzt der chinesische Logistikkonzern als Zentrum für seine Zubringerverkehre nach Süd- und Osteuropa.

+++ Der chinesische Vorstoß +++

Von den insgesamt rund sieben Millionen Containereinheiten (TEU), die im Hamburger Hafen 2009 umgeschlagen wurden, entfiel rund ein Drittel auf den Außenhandel mit China. Dieses Verhältnis dürfte in diesem Jahr weiter gestiegen sein, weil China die Weltwirtschaftskrise am schnellsten überstanden hat. Allein Cosco transportiert in diesem Jahr nach Einschätzung von Hafenexperten rund 250 000 TEU von und nach Hamburg. Hamburgs Wirtschaft drängt den Senat, dem Wunsch der Chinesen nach einer Hafenbeteiligung zu entsprechen. "Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens stärken", sagte Nikolaus Schües, Eigner der Reederei F. Laeisz und Leiter der Konferenz in der Handelskammer. "Wir haben Herrn Wei gebeten, bei dem Thema im Gespräch mit Bürgermeister Ahlhaus Druck zu machen." Und dort wurde Wei zumindest eine Beteiligung an einem Terminal in Aussicht gestellt. Zudem sprach man über die Ansiedlung einer chinesischen Großbank zur Schiffsfinanzierung an der Alster.

Die nächste Möglichkeit, Cosco an einem neuen Terminal zu beteiligen, wäre der geplante Central Terminal Steinwerder (CTS), der voraussichtlich in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts gebaut werden soll. Den Betrieb der Anlage muss Hamburg gemäß europäischem Recht allerdings ausschreiben.

Die HHLA und Eurogate, die die bislang vier großen Containerterminals in Hamburg betreiben, wollen keinen zusätzlichen Investor an ihrem Geschäft beteiligen. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, hält dies für falsch: "Wir können China schlecht die Abschottung seiner Märkte vorwerfen und im Hafen selbst Protektionismus betreiben."