Andreas Fritzenkötter könnte in seiner neuen Funktion so etwas wie der Pressechef des Senats werden

Hamburg. Die Nacht vom 27. auf den 28. August wird Christoph Ahlhaus in Erinnerung behalten. Und zwar gleich aus zwei Gründen: Er war noch keine drei Tage Hamburger Bürgermeister, als er auf der Nacht der Medien in seinen 41. Geburtstag hineinfeierte. Die versammelte Hamburger Journaille sang um Mitternacht "Happy Birthday, lieber Bürgermeister". Damit war nicht unbedingt zu rechnen, hielt sich zuvor doch die Begeisterung über Ahlhaus als neue Nummer eins im Rathaus in überschaubaren Grenzen.

Wichtiger als die unerwartete Sympathiebezeugung der Journalisten war dem Bürgermeister aber wohl eine Personalie, die er noch am selben Abend auf den Weg brachte. Er fragte den Medienberater Andreas Fritzenkötter, bis Dezember 2009 Pressesprecher der Verlagsgruppe Bauer ("TV Movie", "Bravo") und davor neun Jahre lang Pressechef des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, ob er sich vorstellen könne, sein Medienkoordinator zu werden. So stellt es jedenfalls Fritzenkötter dar. In Branchenkreisen erzählt man sich, der einstige Bauer-Mann habe sich selbst für den Posten ins Gespräch gebracht.

Wie dem auch sei: Fritzenkötter scheint ein Wunschkandidat von Ahlhaus zu sein. Der Bürgermeister gilt als glühender Kohl-Verehrer. Und dass der Pfälzer 16 lange Jahre im Kanzleramt verbringen durfte, hat er wohl auch Fritzenkötter zu verdanken. Obwohl er nur als Medienberater firmierte, war er es, der die Pressearbeit der Bundesregierung koordinierte. Fritzenkötter nahm jeden Tag um 8 Uhr als einer von sechs Mitarbeitern des Kanzlers an der wichtigen Morgenlage in Kohls hell getäfeltem Büro teil.

Ein wenig Koordination würde auch der Pressearbeit des Senats guttun. Aber für diese Aufgabe ist der Medienkoordinator, trotz seines Titels, nicht vorgesehen. Er ist vielmehr das Bindeglied zwischen Hamburger Medienunternehmen und dem Bürgermeister. Streng genommen betreibt er Standortpolitik. Für diese Aufgabe fühlt sich Fritzenkötter, der im Vorstand des Hamburger Presseclubs und im Aufsichtsrat der Hamburg Media School sitzt, bestens gerüstet.

Aber kann es wirklich sein, dass der gebürtige Westfale keine weiteren Aufgaben übernehmen soll? Dagegen spricht, dass die bisherigen Medienkoordinatoren ältere Medienmanager waren, die am Ende ihrer Karriere standen: Auf den früheren dpa-Geschäftsführer Walter Richtberg folgte der ehemalige "Spiegel"-Geschäftsführer Karl Dietrich Seikel, beides Herren in den 60ern. Fritzenkötter ist aber erst 52 Jahre alt. Er wird seine Beratungsagentur Perfekt Kommunikation ruhen lassen. Den Posten des Medienkoordinators versteht er als Fulltimejob.

Das war bei Richtberg und Seikel anders. Der amtierende Medienkoordinator Seikel, heißt es in Medienkreisen, habe sich erst diese Woche entschlossen, aufzuhören. Ahlhaus soll ihn gebeten haben, künftig seinen Schreibtisch im Rathaus aufzustellen. Vermutlich rechnete der Bürgermeister, der zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend handelseinig mit Fritzenkötter war, fest mit einer Absage. Denn dass der 64-jährige Seikel noch einmal ins Geschirr gehen und sein Büro in Harvestehude aufgeben würde, konnte er nicht ernsthaft glauben.

Vermutlich soll der parteilose Fritzenkötter, der betont, dass noch nichts entschieden sei, auch deshalb nur als Medienkoordinator und nicht als Pressechef firmieren, weil die GAL mit ihm Probleme hat. Das liegt nicht nur an seiner Arbeit für Helmut Kohl. Der Medienmann tauchte häufig auf denselben Partys wie Ronald Schill auf, als der noch Innensenator war. Er ließ sich mit dem Rechtspopulisten auch gemeinsam ablichten. Auf n-tv rühmte sich Schill 2002 in Erich Böhmes "Grünem Salon", beste Kontakte zu dem "Top-Journalisten" Fritzenkötter zu haben.

Aber auch mit dem derzeitigen Senat ist der 2,06-Meter-Mann gut verdrahtet. Bürgermeister Ahlhaus kennt er noch aus dessen Zeit als Hamburger CDU-Landesgeschäftsführer. Mit Wirtschaftssenator Ian Karan ist er befreundet. Er hat ihn auch beraten.

Und reizvoll wäre die neue Aufgabe auf jeden Fall. Im öffentlichkeitsscheuen Bauer-Verlag war Fritzenkötters Wirkungsfeld - von der Ausrichtung der Medienparty "Goldene Feder" mal abgesehen - ziemlich begrenzt.