Für sein Projekt wurde der Groß Borsteler ausgezeichnet. Acht körperlich und geistig Behinderte arbeiten als Erntehelfer.

Groß Borstel. Erst waren es nur ein paar Äpfel am Baum im eigenen Garten. Jan Schierhorn aus Groß Borstel wusste nicht, wohin mit den vielen Früchten. Aus diesem persönlichen Problem ist ein richtiges Unternehmen geworden mit dem bezeichnenden Namen "Das Geld hängt an den Bäumen".

Gemeinsam mit dem Gärtnermeister der Winterhuder Werkstätten, Jan Maack, und acht körperlich und geistig behinderten Erntehelfern fährt der 41-Jährige seit gut einem Jahr zu Kleingärtnern, zu Nachbarn und anderen Apfelbaumbesitzern, die ihr Obst spenden. Die Helfer waschen die Äpfel, pressen Saft daraus und verkaufen diesen. Für diese zukunftsfähige Idee wurde Schierhorn beim bundesweiten Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" ausgezeichnet.

Im vergangenen Jahr kamen rund 9000 Flaschen reiner naturtrüber Apfelsaft zusammen. Der Verkaufserlös fließt komplett wieder zurück in das Projekt. "Ziel ist es, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen", sagt Schierhorn. Denn seine behinderten Helfer wollten heraus aus der Isolation, hinein ins Leben. "Sie haben richtig Bock zu arbeiten", sagt er.

Im kommenden Jahr will der gelernte Kommunikationswirt 50 000 Flaschen Apfelsaft verkaufen. Das Besondere an dem Projekt ist auch, dass Jan Schierhorn damit kein Geld verdient. Er sagt: "Ich möchte etwas zurückgeben. Ich habe drei gesunde Kinder und glaube, dass man eine Verantwortung in der Gesellschaft hat." Die Politik biete den Rahmen, der Bürger müsse diesen ausfüllen.

Nur weil er als Gesellschafter einer Marketingfirma genügend Geld verdient, kann er sich dieses soziale Engagement überhaupt leisten. "Ich bin auf der Suche nach einem Kern. Smalltalk und Feierei interessieren mich nicht mehr", sagt er und gibt zu, dass das ein wenig pathetisch klingt. Auch seine neueste Idee hat Tiefe: Schierhorn plant den Anbau der Apfelsorte Korbinian. Die hatte Pfarrer Korbinian Aigner 1944 im Konzentrationslager Dachau gesät. "Dieser Apfel soll Hoffnung machen."