Bei der Wahl des Bezirksamtsleiters in Harburg entscheidet eine Stimme. Völsch tritt gegen Meinberg an. Die Wahl wird spannender als erwartet.

Harburg. Am Ende entscheidet eine Stimme. Die Wahl des "Bürgermeisters von Harburg" heute in zwei Wochen wird spannender als erwartet. Dass Torsten Meinberg, 50, wieder zum Bezirksamtsleiter gekürt wird, ist keinesfalls mehr sicher. Denn nun kommt es zu einem ernsthaften Duell.

Thomas Völsch, 52, tritt an. Die SPD hat mit ihrem Bürgerschaftsabgeordneten aus Neugraben einen Gegenkandidaten aufgestellt, der erfahren ist in der Hamburgischen Verwaltung. Sein Arbeitsplatz ist in der Schulbehörde.

Die Harburger Koalitionspartner CDU (21 Abgeordnete) und GAL (5) wollen Meinberg in der Sitzung der Bezirksversammlung am 26. Oktober mit ihrer Mehrheit von nur einer Stimme durchbringen. Würde im Lager der Koalitionäre bei der geheimen Wahl auch nur ein Abgeordneter umfallen, so wäre Völsch - angesichts der Gemengelage im Süden Hamburgs - der neue Mann auf Harburgs Bürgermeisterstuhl.

Die Rechnung sieht so aus: Dass die 18 Abgeordneten der SPD geschlossen hinter ihrem Kandidaten Völsch stehen und entschlossen sind, ihn mehrheitsfähig zu machen, daran gibt es keinen Zweifel. Noch ein Vorteil für Völsch: Die vier Abgeordneten der Partei Die Linke sind nicht gerade dafür bekannt, den CDU-Mann Meinberg zu unterstützen.

Nun kommt es auf die FDP an, die drei Stimmen in der Bezirksversammlung hat. Kurt Duwe, FDP-Chef in der Versammlung, ist so frei, die Antwort auf die Frage, wo denn die Sympathien der Liberalen liegen, bei Meinberg oder Völsch, zunächst offen zu lassen. Duwe verweist auf weitere Gespräche mit Amtsinhaber Meinberg, die noch zu führen seien. Und er sagt, Herausforderer Völsch sei zur Fraktionssitzung am 21. Oktober eingeladen, um über "Zukunftsfragen" zu sprechen.

Das Zünglein an der Waage scheint noch in Bewegung, da folgt dieser Satz: "Die Koalition sollte das allein mit ihrer Mehrheit schaffen." Das deutet darauf hin, dass die in Harburg als sozialliberal eingestellte FDP wohl dem SPD-Mann ihre drei Stimmen geben wird. Die Opposition hätte so aller Voraussicht nach 25 Stimmen komplett. Und die CDU/GAL-Partnerschaft muss darauf bauen, alle 26 Stimmen auf Meinberg vereinen zu können.

Aber es gibt noch einen Haken. Weil für die Wahl des Bezirksamtsleiters nicht die einfache Mehrheit der Sitzungsteilnehmer entscheidend ist, sondern die absolute Mehrheit der gewählten Bezirksabgeordneten, kommt es darauf an, dass zur Bezirksamtsleiterwahl auch alle Abgeordneten zur Stimmabgabe in der Sitzung anwesend sind. Wehe, da ist einer aus der Koalition krank.

CDU und GAL haben mit dem auf den 26. Oktober vorverlegten Wahltermin jedenfalls versucht, das Risiko, es könnte jemand fehlen, herunterzuschrauben. Ursprünglich sollte erst Ende November gewählt werden, aber eine Abgeordnete der CDU ist schwanger und wird voraussichtlich Ende November ihr Kind bekommen. Meinbergs sechsjährige Amtszeit endet am 31. März 2011. Nach dem Bezirksverwaltungsgesetz muss der Bezirksamtsleiter spätestens drei Monate vorher gewählt werden.

Der Wahlkampf läuft bereits. Die SPD wirft Meinberg mangelnde Transparenz während seiner Amtszeit vor. Kreisvorsitzender Frank Richter: "Er sagte zu seinem damaligen Amtsantritt, er wolle alle Fraktionen einbeziehen. Die Praxis sieht etwas anders aus." Thomas Völsch sieht großen Bedarf, die Bürger in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, beispielsweise in der Verkehrspolitik, der Planung der Hafenquerspange. Er sagt auch, Harburg müsse als Sitz der Technischen Universität für Studenten günstigen Wohnraum bieten, was bislang nicht der Fall war.

Und FDP-Fraktionsvorsitzender Kurt Duwe sieht seine Partei unter Schwarz-Grün bislang ausgebremst. "Harburg wird von Hamburg stiefmütterlich behandelt. Bei uns will der Senat Bebauungspläne für Sozialwohnungsbau evozieren, oder Moorburg wird als Standort für eine Hafenschlickdeponie genannt."

Und wie steht es mit der Geschlossenheit bei den Grünen. Kay Wolkau, stellvertretender GAL-Fraktionsvorsitzender: "Unsere fünf Fraktionsmitglieder haben verbindlich die Wahl Meinbergs zugesagt."