Acht Hamburger wurden wegen einer schweren Pilzvergiftung in das Universitätsklinikum Eppendorf eingeliefert. Alle wurden gerettet.

Hamburg. Er sieht fast so aus wie ein harmloser Champignon, ist aber tödlich: Acht Hamburger wurden in den vergangenen zehn Tagen wegen einer schweren Vergiftung durch den Grünen Knollenblätterpilz in das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) eingeliefert. Alle Patienten konnten gerettet werden, ein Erwachsener und ein Kind jedoch nur durch Lebertransplantationen. Derzeit beschreiben die behandelnden Ärzte den Zustand als stabil.

Wird jemand mit entsprechenden Symptomen eingeliefert, ist das ein Wettlauf mit der Zeit", sagt Stefan Kluge, Chefarzt der Intensivmedizin am UKE. "Im besten Fall können wir die Patienten medikamentös behandeln, ansonsten führen wir eine Art Leberdialyse durch. Kann sich das Organ trotzdem nicht von der Vergiftung erholen, ist eine Transplantation nötig, um den Patienten zu retten."

Die beiden Patienten wurden bereits vor der Operation mehrere Tage im Krankenhaus behandelt. Je früher der Patient das Krankenhaus aufsucht, desto besser kann ihm geholfen werden. Bei einem Verdacht auf Pilzvergiftung sollten Betroffene Erbrochenes, Putzabfälle und Essensreste zur Untersuchung mitbringen und alle an der Mahlzeit beteiligten Personen informieren.

"Die Symptome einer Vergiftung werden von vielen falsch gedeutet, das ist sehr tückisch", sagt der Arzt. "Etwa acht Stunden nach dem Verzehr treten starke Bauchschmerzen und Übelkeit auf, die dann aber wieder abklingen. Erst nach zwei bis vier Tagen wird eine gelbliche Färbung der Haut sichtbar, ein Hinweis auf eine Leberschädigung.

Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Leberversagen - und das ist dann tödlich." Das Gift des Pilzes zerstört die Leber mit Phallotoxinen und Amatoxinen. Diese können bei einem Vergiftungsverdacht im Urin nachgewiesen werden - Unersuchungen, die unter anderem am Giftinformationszentrum- Nord (GIZ) durchgeführt werden.

"Pro Tag erhalten wir zehn Anrufe wegen Pilzvergiftungen. Bislang hatten wir im September bis zu 300 Fälle von Vergiftungen oder zumindest Verdacht auf Vergiftungen", sagt der stellvertretende GIZ-Leiter Andreas Schaper. "Das ist bis zu dreimal so viel wie in den vergangenen Jahren." Das GIZ-Nord ist für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen zuständig. Ärzte holen sich bei den Kollegen im Zentrum Rat, aber auch Laien, die giftige Pilze gesammelt und gegessen haben. "In den Krankenhäusern ist die Hölle los", sagt Schaper. Wegen des feuchten Sommers sprießen die Pilze wie verrückt. Dementsprechend viele Sammler sind unterwegs.

Auch Harry Käding, Pilzsachverständiger für die Uni Hamburg, erreichen vermehrt Hilferufe. Während der Pilz-Hochsaison bis Ende November seien Sachsenwald, Klövensteen oder Harburger Berge voll von Sammlern. Laien erwechselten häufig Speisepilze mit giftigen Arten, etwa den Grauen Wulstling mit dem Pantherpilz. Selbst vom Regen abgewaschene Fliegenpilze könne man für genießbare Rote Täublinge halten.

Am gefährlichsten seien die weißen, kleineren Varianten des Grünen Knollenblätterpilzes. "Für einen unerfahrenen Sammler ähneln sie Champignons. Sie sind aber tödlich giftig. Mir machen vor allem Kinder Sorgen, die nach Pilzverzehr unter Rauschzuständen leiden. Aber auch Osteuropäer verwechseln heimische Arten mit giftigen Exemplaren, etwa den Gelben mit dem Grünen Knollenblätterpilz." Doch trifft es auch immer wieder routinierte Sammler. Die Patienten, die zurzeit im UKE mit einer Vergiftung kämpfen, hatten angegeben, sie würden regelmäßig Pilze suchen.