So voll wie gestern wird es in den kommenden Wochen häufig. Laut Experten ist der Herbst die Zeit mit dem höchsten Verkehrsaufkommen.

Hamburg. Dass der Sommer endgültig vorbei ist, erkennt man nicht nur am Regen, der einem unablässig ins Gesicht schlägt, sondern auch an der Staudichte auf Hamburgs Straßen. Wobei das eine mit dem anderen eng zusammenhängt. "Der Herbst ist die Zeit mit dem höchsten Verkehrsaufkommen", sagt Stauforscher Florian Mazur von der Universität Duisburg-Essen, "dann sind nur noch wenige bereit, sich an die Haltestelle zu stellen". Statt zur Fahrkarte greifen viele eher zum Autoschlüssel.

Die Auswirkungen spürten gestern Morgen Tausende Autofahrer, die in kilometerlangen Staus feststeckten. Auszüge aus dem Bericht der Verkehrsleitzentrale lassen das Chaos erahnen: Zwölf Kilometer stockender Verkehr auf der A 1 in Richtung Lübeck zwischen Maschener Kreuz und Kreuz Hamburg-Süd. Mehr als 22 Kilometer Stau auf der A 7 zwischen Henstedt-Ulzburg und Stellingen. In der Gegenrichtung: Zehn Kilometer stockender Verkehr zwischen dem Dreieck Hamburg-Südwest und dem Elbtunnel.

Mit der Bequemlichkeit Einzelner lassen sich Staus jedoch allein nicht erklären: "Staus entstehen, wenn Straßen überlastet sind, von mehr Autofahrern benutzt werden als geplant. Wenn Unfälle den Verkehrsfluss behindern, Wetterphänomene wie Starkregen eintreten", so der Diplom-Physiker Mazur.

Nicht selten kommen mehrere dieser Auslöser zusammen: Dicke Regenwolken hatten die Hansestadt gestern ab dem frühen Morgen im Griff. Dauerregen bis zum Abend vermeldete das Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Starkwinde wehten zudem einen Baum auf die viel befahrene A 1 bei Hittfeld. "Die Straßen waren durchgehend nass", erklärte Frank Böttcher, Leiter des Wetterinstituts. "Das Regenwasser lief nicht ab, wurde von den Autos aufgewirbelt." Gischt schränkte die Sichtweite ein, teilweise auf unter 100 Meter. "Die meisten Autofahrer sind bei solchen Bedingungen äußerst vorsichtig unterwegs", ergänzt Stauforscher Mazur. "Sie fahren langsamer, halten größere Abstände, wechseln nicht so oft die Spur und geben dadurch weniger Fahrbahn frei." Die "Kapazität der Straße" sinke, weniger Autos könnten hintereinander fahren, somit steige die Staugefahr.

In solchen "Extremsituationen" wirkten dann Phänomene, die auch für Phantomstaus verantwortlich sind: wenn vermeintlich ohne Grund langsam gefahren wird. Die Erklärung ist simpel: Tritt der Vordermann auf die Bremse, reagiert der Nachfolgende und bremst ebenfalls, allerdings etwas mehr. Der nächste Fahrer bremst wieder mehr, der folgende noch mehr. Irgendwann steht der Verkehr, überall.

Soll man ausweichen? Mazur rät ab. "Die Ausweichstrecken sind meist auch verstopft, da die Bundesstraßen nicht so viel Verkehr aufnehmen können", erklärt der Forscher. Sein Tipp: "Stehen bleiben und Nerven bewahren."