Unter den Gratulanten war auch Bürgermeister Christoph Ahlhaus. Die Jüdische Gemeinde plant außerdem einen Neubau im Grindelviertel.

Eimsbüttel. Der Bau der Synagoge Hohe Weide fiel in eine Zeit, in der es wahrlich keine Selbstverständlichkeit war, als Jude seine Zukunft in Deutschland zu sehen. 1958, nur 13 Jahre nach dem Ende des Krieges und des Holocaust, entschlossen sich die in Hamburg lebenden Juden dennoch, eine neue Gemeinde zu gründen. Gestern nun feierte diese Gemeinde mit einem Festakt das 50-jährige Bestehen ihres Gotteshauses. Ein Stück Normalität, an die 1958 kaum einer zu hoffen wagte.

Unter den Gratulanten war auch Bürgermeister Christoph Ahlhaus. "50 Jahre Synagoge Hohe Weide zeigt, dass die jüdische Gemeinde ein fester Bestandteil in der Hansestadt ist", sagte er. Die jüdische Gemeinde habe dazu beigetragen, dass sich Hamburg nach dem Krieg zu dem entwickelt habe, was es heute sei: eine weltoffene, tolerante und bunte Metropole. "Ich möchte allen danken, die vor 50 Jahren an die Stabilität der Gesellschaft und die Demokratie geglaubt haben." Die Synagoge sei ein wichtiger Schritt beim Wiederaufbau Hamburgs gewesen.

Den Grundstein für das Gotteshaus in Eimsbüttel legte am 9. November 1958 Bürgermeister Max Brauer, genau 20 Jahre nachdem in der von den Nazis organisierten Pogromnacht in Deutschland die Synagogen gebrannt hatten. Am 4. September 1960 war die Synagoge offiziell eingeweiht worden. Seitdem ist sie der Versammlungsort für die rund 6000 Hamburger Juden.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Ruben Herzberg, wagte in seiner Rede zum 50-jährigen Bestehen des Gotteshauses den Blick in die Zukunft. Er berichtete von den Plänen, eine neue Synagoge im Grindelviertel zu bauen. "Die Idee, auf dem Joseph-Carlebach-Platz eine Synagoge und ein Gemeindezentrum zu errichten, ist heute schon mehr als ein Traum", sagte Herzberg.

Nach 50 Jahren stünden Restaurierungsmaßnahmen in der Synagoge Hohe Weide an. Zudem reiche der Platz, den der Gemeindesaal und die Räumlichkeiten in der Talmud-Tora-Schule bieten, nicht mehr. "Dazu kommt, dass das Jüdische Herz Hamburgs einst im Grindelviertel geschlagen hat." Hier stand bis zur Pogromnacht die größte Hamburger Synagoge. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ort zu einem Parkplatz umfunktioniert.

Mittlerweile erinnert ein Monument auf dem umgestalteten Platz an das ausgebrannte Gotteshaus, das später auf Anordnung des Nazi-Regimes und auf Kosten der Jüdischen Gemeinde abgerissen wurde. Neben diesem Platz sei die Talmud-Tora-Schule wieder ein Haus voll jüdischen Lebens geworden. Mit einem Kindergarten und der Joseph-Carlebach-Schule, die jährlich wachse. "Im Grindelviertel kommt das jüdische Leben wieder zu neuer Blüte." Aber noch klaffe dort eine Wunde. Herzberg endete seine Rede mit dem Theodor-Herzl-Zitat: "Wenn ihr es wollt, dann ist es kein Märchen mehr."

Die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Synagoge war mit dem Festakt lange nicht beendet. Am Nachmittag öffnete das Gotteshaus die Tore für alle Hamburger. An Infoständen konnten sich Besucher informieren. Dazu gab es eine Ausstellung, Musik und koscheres Essen. Herzberg zeigte sich am Ende des Tages zufrieden: "Es war schön zu beobachten, wie viele Besucher aus ganz Hamburg die Möglichkeit genutzt haben, die Synagoge kennenzulernen."