Der international tätige Landschaftsarchitekt und Städtebauer Andreas Kipar lobt anlässlich des Symposiums “Mission Grün“ die Hansestadt.

Hamburg. Parks und Grünflächen in den Metropolen erhöhen die Lebensqualität. Wie aber können Großstädte wie Hamburg trotz gebeutelter Staatskassen ihr Grün erhalten oder sogar neue Anlagen schaffen? Darüber diskutierten gestern rund 300 Experten für Landschaftsarchitektur auf Einladung der Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren in Marmstorf. Anlässlich dieses Symposiums "Mission Grün" sprach das Abendblatt mit dem international tätigen Landschaftsarchitekten und Städtebauer Andreas Kipar. Der 50-Jährige präsentiert am 14. September zudem in der Handelskammer "Grüne Visionen" für Mailand, Stadt der Weltausstellung 2015.

+++ In Planten un Blomen pflanzten die Gärtner 32.000 Blumen +++

Hamburger Abendblatt:

Hamburg wird Green capital 2011, grüne Umwelthauptstadt. Hat die Stadt diesen Titel überhaupt verdient?

Andreas Kipar:

Natürlich hat sie ihn verdient. Bereits 1993 wurde sie als grüne europäische Metropole ausgezeichnet. Seitdem hat sich viel getan. Damals ging es vor allem um Stadtgrün und innerstädtische Gärten und Parks. Heute wird der Begriff Grün weiter gefasst. Stichworte sind: Energieeffizienz, Mobilität und Freiraumqualität.

Wie kann Hamburg von anderen Metropolen wie beispielsweise der Umwelthauptstadt 2010 lernen?

Erst mal können andere von Hamburg lernen. Wenn man dann darüber hinausguckt, sieht man, dass etwa in Stockholm 95 Prozent der Bevölkerung in weniger als 300 Metern von Grünflächen entfernt leben. Aber auch hier holt Hamburg auf, zum Beispiel durch die Autobahndeckelung in Schnelsen und Stellingen mit einem Park.

Haben zugebaute Metropolen nicht immer ein gespaltenes Natur-Verhältnis?

Sie hatten es. Heute müssen wir von einem Gegeneinander von Kultur und Natur zu einem Miteinander kommen. Architektur und Städtebau können von der Natur lernen.

Wie viel Grün kann ein Stadtmensch in seiner Umgebung erwarten?

Immer mehr. Wir erleben heute eine Renaissance der Städte. Die Menschen ziehen wieder zurück. Soziales Miteinander, ein sicheres Umfeld und die Qualität des umliegendes Landes gehen zusammen. Die Menschen wollen sich den Bezug zur Natur wieder zurückerobern. Am besten vor der eigenen Haustür.

Bei der Grünpflege kommen die Städte finanziell schnell an ihre Grenzen. Wie löst man dieses Dilemma?

Auf die alte Weise ist das nicht zu lösen, die öffentliche Hand schafft das allein nicht. Auch hier hat Hamburg den ersten Schritt getan. Im Juni haben sich die Verbände der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft mit der Bundesstiftung Baukultur getroffen. Sie haben die Initiative "Zuhause in der Stadt" vereinbart, die sich den Themen des Zusammenspiels von Privat und Öffentlich stellt. Zu den Unterzeichnern gehört der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten. Die Landschaftsarchitekten reihen sich in die Tradition der nachhaltigen Freiraumsicherung ein.