Im Abendblatt-Interview fordert er einen Masterplan für Häfen und kritisiert die Reeder

Hamburg. Hamburgs neuer Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) will der Stadt mehr Aufbruchstimmung einhauchen. "Mein Wunsch ist es, dass die Menschen ohne Existenzängste in die Zukunft schauen können. Ich will Hamburg Optimismus geben", sagte Karan im Abendblatt-Interview.

Die Deutschen sähen ihre Lage traditionell zu negativ, sagte der 71-Jährige, der selbst erst 2009 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Diese Haltung treibe sie zwar ständig an, Dinge zu verbessern. Aber mit mehr Optimismus sei noch mehr zu erreichen. So gehe er davon aus, dass es nach den 18 Monaten bis zur nächsten Wahl mehr Arbeitsplätze in Hamburg geben werde. "Die Zeichen sind gut, im Hafen geht es beispielsweise wieder aufwärts."

Auf Karans wirtschaftspolitischer Agenda steht unter anderem die Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen, der Luftfahrt- und Gesundheitsbranche und des Bankenplatzes Hamburg. Über allem throne aber die geplante Elbvertiefung. "Sie steht an erster Stelle", sagte der Senator.

Gleichzeitig äußerte Karan sich aber kritisch über die Entwicklung in der Schifffahrt hin zu immer größeren Containerfrachtern. "Wir müssen uns überlegen, ob dieser Gigantismus wirklich nötig ist, ob man wirklich träumen muss von Schiffen für 15 000 Container. Das kann man auch Größenwahn nennen." Zwar seien die riesigen Frachter, die überwiegend im Besitz Hamburger Reeder sind, ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Aber für einen Flusshafen würden sie zum Problem: "Wenn die Schiffe noch größer werden, könnte Hamburg gegenüber Rotterdam verlieren." Langfristig brauche Deutschland daher eine Art Hafen-Masterplan.

Dass er selbst im Containerhandel reich wurde und seine Firmenbeteiligungen auch behält, sehe er nicht als Interessenkonflikt, sagte Karan.

Der in Sri Lanka geborene Senator - Hamburgs erstes Regierungsmitglied mit Migrationshintergrund - bekannte im Interview, dass ihm die Entscheidung für die Politik schwergefallen sei. Seine Familie sei dagegen gewesen, deshalb habe er zunächst abgesagt und stattdessen Handelskammer-Präses Frank Horch für den Posten empfohlen. Da sowohl der damalige Bürgermeister Ole von Beust als auch sein am Mittwoch gewählter Nachfolger Christoph Ahlhaus (beide CDU) weiter hartnäckig um seine Dienste geworben hätten, habe er doch zugestimmt. Wenn man als Unternehmer die Politik kritisiere, müsse man auch mit anpacken, wenn man gefragt werde, so Karan.

Zu seinem umstrittenen Verhältnis zur rechtspopulistischen Schill-Partei erklärte der Wirtschaftssenator, dass jetzt alle Fakten "auf dem Tisch" lägen. Die gespendete Summe liege nicht bei 44 500, sondern nur bei etwa 25 000 Euro. Im Detail habe er der Schill-Partei 19 500 D-Mark im August 2000, 20 000 D-Mark im Mai 2001 und Ende März 2004 noch einmal 5000 Euro für die Nachfolgeorganisation gegeben.

Als Beweggrund nannte Karan die Ausländerkriminalität, gegen die Schill hart vorgehen wollte. "Das gefiel mir, weil ich nicht Ihren Luxus habe: Auf der Straße bin ich sofort als Ausländer zu erkennen. Wenn ein Deutscher ein Verbrechen begeht, dann ordnet man es dieser Person zu. Wenn ein Ausländer hier eine Straftat begeht, dann wirft das ein schlechtes Bild auf alle Ausländer." Gerade Menschen mit Migrationshintergrund müssten sich daher an die Gesetze halten.