Politiker sprechen von einem Umweltskandal und fordern die Reinigung des verseuchten Bodens. Behörde sieht keinen Handlungsbedarf.

Rahlstedt. Sie ist ein Schandfleck in der Wandsbeker Einfamilienhausgegend zwischen Altrahlstedter Kamp und Wandseredder: Die alte Lackfabrik steht seit 2005 leer und verrottet. Sorgen bereitet Anwohnern und Politik, dass das direkt an der Wandse gelegene ehemalige Betriebsgelände der Firma Arostal Norddeutsche Lackfabrik zum Teil stark belastet ist.

"Untersuchungen haben 2002 ergeben, dass Boden und Stauwasser mit Schwermetallen und aromatischen und Mineralöl-Kohlenwasserstoffen, darunter das krebserregende Benzol, verunreinigt sind", sagt SPD-Bürgerschaftsabgeordneter Ole Thorben Buschhüter. "Ich erwarte, dass die Umweltbehörde handelt und das Grundstück endlich saniert wird." Die Altlasten müssen zeitnah entsorgt werden, fordert auch Lars Kocherscheid, Regionalsprecher Rahlstedt der SPD-Fraktion. "Es ist ein Umweltskandal, dass auch nach Jahren noch nichts unternommen worden ist."

Zum Hintergrund: 2006 hatte die Umweltbehörde eine Sanierungsanordnung gegen die Grundstückseigentümerin erlassen. Der Boden sollte ausgetauscht werden, um das Grundwasser und die Wandse vor Schadstoffen zu schützen. Doch die Eigentümerin legte Widerspruch ein. Durch eine Anfrage an den Senat erfuhr Ole Thorben Buschhüter, dass die Behörde die Sanierungsanordnung im Februar wieder aufgehoben hatte. "Die Behörde sieht keinen Handlungsbedarf, weil die Bebauung einen ausreichenden Sicherungseffekt gegen weiteren Austrag der Schadstoffe in das Stauwasser darstelle", sagt Buschhüter. Handlungsbedarf bestehe erst bei baulichen Änderungen.

"Die Behörde verschließt die Augen vor dem Problem", kritisiert Lars Kocherscheid. Eine Meinung, die auch die Nachbarn des alten Lackwerks teilen. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die ebenfalls die Entsorgung der Altlasten fordert. "Wir waren lange genug den Emissionen der Fabrik ausgesetzt. Nach der Schließung muss nun auch endlich der Boden saniert werden", sagt Ralph Miller von der Interessengemeinschaft.

Die Anwohner fordern zudem eine öffentliche Grünanlage auf dem Grundstück. Dabei stützen sie sich auf einen Bebauungsplan aus dem Jahr 1969, der das Gelände entsprechend ausweist. "Die Behörde will davon aber offenbar nichts wissen", sagt Buschhüter. "Sie sagt, dass die Grünversorgung durch vorhandene öffentliche Anlagen sichergestellt sei." Buschhüter sieht das anders. "Jahrzehntelang konnte die Grünanlage nicht realisiert werden, weil die Lackfabrik noch in Betrieb war", sagt er. "Jetzt, wo sich diese Chance endlich eröffnet, muss sie auch genutzt werden."