Gleich zwei erste Preise für den Architekturwettbewerb “Areal West“ wurden ausgelobt. Von 2012 bis 2016 wird für mehr als 55 Millionen Euro gebaut.

Hamburg. Das Areal des Altonaer Fischmarkts unterhalb des Elbbergs ist eines der letzten noch zu entwickelnden Gebiete der Elbmeile. Die zwei alten Fischtiefkühlhallen, die hier stehen, sind wahrlich keine Schmuckstücke in der "Perlenkette", wie Stadtplaner die jüngere Bebauung am nördlichen Elbufer nennen. Jetzt ist der Architekturwettbewerb "Areal West" für die Neubebauung entschieden, mit der die Lücke in dieser Gebäudereihe geschlossen werden soll - ausgelobt wurde er von der Fischmarkt Hamburg-Altona GmbH (FMH). Gestern wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Von den 36 zugelassenen Entwürfen, die von Architekturbüros aus ganz Deutschland stammten, wählte die Jury um Oberbaudirektor Jörn Walter und den Altonaer Baudezernenten Reinhold Gütter zwei erste Plätze aus: die Gerber Architekten aus Dortmund und die Schweger Associated Architects aus Hamburg. Den dritten Preis belegen die APB.Architekten aus Hamburg. Prämiert werden die besten Entwürfe mit insgesamt 200.000 Euro; sie sollen der FMH bei der Realisierung der Neubebauung als Orientierung dienen.

17.500 Quadratmeter groß ist das Grundstück zwischen dem Elbkaihaus und den Columbia Twins, das hier mit einem Investitionsvolumen von 55 bis 60 Millionen Euro bebaut werden soll. Von 2012 bis 2016 soll hier nach und nach auf insgesamt rund 28.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche ein Mix aus Wohnen, Gewerbe und Gastronomie entstehen. Geplant sind auf dem hinteren Teil des Areals neue Tiefkühlhallen in Verbindung mit einer "gläsernen Fischmanufaktur" als Touristenattraktion, außerdem Büros und Stellplätze, vorne sind ein Hotel im Drei- bis Vier-Sterne-Bereich mit bis zu 150 Zimmern, Wohnungen, Gastronomie und Einzelhandel vorgesehen.

Durch die Mischung soll das Quartier belebt werden - der Wandel werde jedoch behutsam vollzogen, verspricht Hartwig Sommerfeld, Geschäftsführer der FMH, einer Tochtergesellschaft der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Die hatte seinerzeit schon die Speicherstadt erfolgreich zu einem urbanen Innenstadtquartier umgewandelt. "Dort haben wir null Prozent Leerstand", sagt Immobilienbereichsleiter Thomas Kuhlmann. "Denselben Anspruch haben wir auch an das neue Quartier." Dabei wolle man das Entwicklungstempo dem Bedarf anpassen: Die alten Tiefkühlhallen sollten so lange in Betrieb bleiben, bis der Ersatz geschaffen sei - erst dann solle mit der Bebauung der Wasserkante begonnen werden.

Bei der Auswahl der besten Entwürfe war für die Jury ein entscheidendes Kriterium der Erhalt der Sichtbeziehungen vom Geesthang und den öffentlichen Wegen unterhalb der Rainvilleterrasse auf Elbe und Hafenpanorama. "Wir wollen hier eine ruhige, gelagerte Haltung", sagt denn auch Oberbaudirektor Jörn Walter, "keine großen, dominanten Zeichen." Walter hatte sich in die Planung für die Bebauung des prominenten Areals eingeschaltet, weil die "Perlenkette" zwischen Övelgönne und dem ehemaligen Englandterminal quasi das Eingangsportal von Hamburg ist. Geprägt wurde der Begriff von Walter-Vorgänger Egbert Kossak in den 1980er-Jahren. Damals gab es erste Pläne für eine Umwandlung des früheren Gewerbe- und Hafengebiets am nördlichen Elbufer, da der traditionelle Hafenumschlag immer mehr an Bedeutung verloren hatte.

In einer ersten Leitlinie beschloss der Senat 1987, dem früheren Fischereihafen ein völlig neues Gesicht zu verleihen: Die alten Fischaktionshalle etwa wurde 1989 nach ihrer Renovierung an eine Veranstaltungsfirma vermietet, das alte Union-Kühlhaus 1993 zum Wohnstift Augustinum umgebaut. 1999 entstand aus einer Kühlhalle das Elbkaihaus, später kamen die würfelartigen Bürogebäude in Neumühlen dazu und 2005 das futuristische Docklandgebäude von Star-Architekt Hadi Teherani. Auf dem Gelände der früheren Englandfähre wird derzeit ein neues Kreuzfahrtterminal gebaut, direkt daneben am früheren Holzhafen ein neues Backsteinbürohaus sowie ein gläserner Wohnturm. Die Ergebnisse werden im Elbkaihaus (Große Elbstraße 145a) ausgestellt: von Freitag, 9. Juli, bis Sonntag, 11. Juli, sowie vom 16. bis zum 18. Juli, jeweils von 13 bis 18 Uhr.