FDP-Landesvorsitzender Rolf Salo gibt nach innerparteilichen Streitigkeiten Amt auf. Jetzt droht neuer Machtkampf bei den Liberalen.

Hamburg. Dieser Rücktritt kam für alle überraschend. Nachdem der FDP-Landesvorsitzende Rolf Salo am Montagabend sein Amt aufgegeben hat, wird über die Motive für seinen Rückzug ebenso spekuliert wie über mögliche Nachfolger.

Der 62 Jahre alte Unternehmer hatte am Sonnabend kurzfristig zu einer Landesvorstandssitzung am Montagabend eingeladen. Was folgte, war ein Paukenschlag. "Hiermit trete ich aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Landesvorsitzender zurück", las Salo von einem Zettel ab. Dann folgte der Abgang. Der Versuch, ihm noch ein paar würdigende Worte nachzurufen, schlugen fehl. Der Mann wollte einfach nicht mehr. Keine drei Minuten habe der Auftritt gedauert, sagte ein Teilnehmer dem Abendblatt.

Der restliche Landesvorstand teilte daraufhin mit, dass er Salos Schritt "mit großem Respekt" zur Kenntnis nehme, und dankt diesem "ausdrücklich für seine für die Partei in schwierigen Zeiten geleistete Arbeit". Auf dem Landesparteitag am 23./24. März werde ein neuer Parteivorsitzender sowie ein neuer Beisitzer gewählt - von diesem Posten war der Bürgerschaftsabgeordnete und HSV-Chef Carl-Edgar Jarchow kürzlich zurückgetreten.

+++ Hamburgs FDP-Chef Salo tritt überraschend zurück +++

+++ Katja Suding jetzt im FDP-Bundesvorstand +++

Salos Rücktritt ist offensichtlich eine Mischung aus politischer Isolation und Erschöpfung im Amt an der Spitze einer Partei, die gern einmal Chaostage veranstaltet. Am vergangenen Mittwoch war das FDP-Präsidium vor der Bürgerschaftssitzung zusammengekommen, um den Fall des Todes der elfjährigen Chantal und die Rolle des damaligen Mitte-Bezirksamtsleiters Markus Schreiber (SPD) zu debattieren. Das Ergebnis war eindeutig. Mit 5:1 Stimmen sprach sich die Parteispitze für den sofortigen Rücktritt Schreibers aus, wie die FDP-Bürgerschaftsfraktion auch. Die eine Stimme war die des Landesvorsitzenden. Salo, der erst alle Untersuchungen im Fall Schreiber abwarten wollte, war politisch isoliert.

Es kommt hinzu, dass Salo in einem besonderen Verhältnis zu den beiden FDP-Mitte-Bezirksabgeordneten steht, die Schreiber bis zuletzt unterstützt und ihm die Mehrheit in der Bezirksversammlung gesichert haben. Salo gewährte Heinrich-Otto Patzer von Dezember 2010 bis Dezember 2011 Obdach in seinem Firmensitz in der Spaldingstraße (Hammerbrook). Patzer hatte damit während der Bezirksversammlungswahl einen Wohnsitz im Bezirk Mitte - Voraussetzung für die Übernahme eines Mandats. Inzwischen soll Patzer in Eimsbüttel wohnen - eine Mandatsüberprüfung läuft. Salo bestreitet jedoch, dass der Fall Patzer etwas mit seinem Rücktritt zu tun hat. Die zweite liberale Abgeordnete in Mitte, Angela Westfehling, arbeitet für Salo.

Es war Salos Verdienst, die Newcomerin Katja Suding als Spitzenkandidatin durchzusetzen und mit ihr vor einem Jahr das beste Ergebnis für die FDP bei Bürgerschaftswahlen seit 1974 zu holen. Suding gilt denn auch als mögliche Nachfolgerin Salos. "Ich denke darüber nach, ob ich mich bewerbe", sagte sie dem Abendblatt. Allerdings ist die 36-Jährige selbst erst seit wenigen Jahren in der Partei und zudem als Fraktionschefin und Mutter zweier Schulkinder gut ausgelastet.

Auch dem Parteivize Gerhold Hinrichs-Henkensiefken werden Ambitionen nachgesagt. "Ich schließe eine Kandidatur nicht aus, drängle mich aber nicht vor", sagt der Mann, der über eine lange politische Erfahrung verfügt.

Zum Kreis der möglichen Kandidaten zählt auch der Fraktionsvize Thomas-Sönke Kluth, Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Wandsbek. Kluth wollte sich dazu nicht äußern.

Dagegen hat der FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen keine Ambitionen. "Ich will nicht kandidieren, sondern werde mich darauf konzentrieren, zur nächsten Bundestagswahl wieder auf Listenplatz 1 anzutreten", sagte Müller-Sönksen. Salo hatte sich 2009 knapp gegen Müller-Sönksen bei der Wahl des Parteichefs durchgesetzt.