Spektakuläres Bauwerk: Die Firma National Starch plant an der Amsinckstraße in Hammerbrook einen Industrieturm zur Produktion von Kohlenhydraten.

Hamburg. Die Amsinckstraße gilt als das Eingangsportal nach Hamburg. Von den Elbbrücken kommend fahren dort täglich Zehntausende Autofahrer in Richtung Innenstadt. Am Anfang der Amsinckstraße hat auch die Firma National Starch, ein Produzent für Lebensmittelstärke, ihren Sitz. Das Unternehmen plant dort jetzt ein spektakuläres Bauwerk: Ein rund 50 Meter hoher Turm soll gebaut werden.

Das bestätigte Geschäftsführer Ulrich Nichtern auf Abendblatt-Anfrage: "Wir wollen unseren Standort hier in Hamburg ausbauen, und dazu gehört auch eine weitere Produktionsstätte zur Herstellung von Lebensmittelstärke." Mit der Fertigstellung des Turms würden dann auch 25 neue Mitarbeiter eingestellt werden, so Nichtern weiter. Das Bauwerk werde in enger Abstimmung mit der Stadt und dem Oberbaudirektor errichtet. Ein entsprechender Bauantrag sei bei der Behörde eingereicht worden. Es hat bereits einen Vor-Ort-Termin mit Oberbaudirektor Jörn Walter gegeben. Dem Abendblatt sagte er: "Der Turm ist als Industrieanlage erkennbar, soll sich aber in der Gestaltung an den Materialien der Umgebung orientieren." Der Oberbaudirektor nennt auch schon Details: "Mit National Starch ist einvernehmlich ein Sockel aus Ziegeln und die Turmgestaltung aus Stahl- und Glaselementen vereinbart worden, wie sie auch schon beim Poseidonhaus etwas weiter westlich vorkommt."

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Die zuständige Umweltbehörde prüft zurzeit den Bauantrag. Dazu Oberbaudirektor Walter: "Durch diese notwendige Betriebserweiterung werden Arbeitsplätze gesichert. Es gibt für den Standort dieser Anlage keine Alternative auf dem Gelände." Auch Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) unterstützt das Bauvorhaben: "Wir haben hier einen Industriebetrieb mitten in der Stadt. Das war politisch so gewollt und ein Bekenntnis zur Industrie in Hamburg. Deshalb ist jetzt auch die Erweiterung der Produktionsstätte an diesem Standort nur folgerichtig."

Die Entscheidung über den Bauantrag liegt bei der Umweltbehörde, aber dem Bauausschuss der Bezirksversammlung Mitte wird das Bauvorhaben am Mittwoch ebenfalls vorgestellt. Für GAL-Fraktionschef Michael Osterburg ist wichtig: "Ein solch markanter Turm am Eingangsportal von Hamburg muss mit der Bevölkerung und der Politik abgestimmt werden." Es sei gut, wenn Unternehmen in Hamburg expandieren, aber der Städtebau an dieser Stelle muss einen gleich hohen Stellenwert haben.

An dem Standort am Grünen Deich/Amsinckstraße ist National Starch seit 1987 beheimatet, die Fabrik wurde bereits 1941 von Dr. Oetker erbaut. National Starch ist eine Tochterfirma des US-Konzerns Corn Products International und beschäftigt in Hamburg zurzeit rund 200 Mitarbeiter aus 20 Länder. Hier befindet sich auch die europäische Zentrale des Unternehmens, das seine Produkte auf dem ganzen Kontinent verkauft. Der Konzern ist spezialisiert auf Spezialstärken für die Lebensmittelindustrie, die unter anderem als Zutat für Yoghurt und Suppen verwendet werden.

Die Firma National Starch sorgte für Schlagzeilen, als sie im November 2004 ihr Veto gegen den geplantenBau des Porsche-Office-Points (P.O.P) an der Ecke Amsinckstraße/Heidenkampsweg einlegte. Dort sollte als neues Wahrzeichen für Hamburg ein 85 Millionen teurer und 140 Meter hoher Turm entstehen. Die Raffay-Unternehmensgruppe wollte den Bau aus eigenen Mitteln finanzieren. Doch National Starch befürchtete Klagen von künftigen P.O.P-Mietern, denn die Fabrik stößt neben Rauchwolken auch zeitweise feinen, klebrigen, weißen Staub aus. Das Unternehmen legt aber Wert darauf, dass alle Umwelt- und Sicherheitsauflagen erfüllt werden.

Das P.O.P-Bauvorhaben wurde nicht verwirklicht.