Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz nimmt das Gemälde eines seiner Amtsvorgänger entgegen. Es wird erst nach dessen Tod aufgehängt.

Hamburg. Der Sessel störte. Den mussten sie austauschen. "Henning Voscherau hat sich darauf nicht wohlgefühlt. Das hat man sofort gesehen. So konnte ich ihn nicht malen", sagte Johannes Duwe, der gestern das von ihm gemalte Porträt des ehemaligen Bürgermeisters an den jetzigen Senatschef Olaf Scholz (SPD) übergab. Stattdessen holte der Künstler den Sessel aus Voscheraus Notariat eigenhändig mit dem Wagen ab. Und so zeigte sich der Porträtierte bei der Übergabe auch zufrieden mit dem Werk, obschon er zugab, dass er die Arbeit selbst ja nicht neutral beurteilen könne.

"Außerdem habe ich ein geringes Interesse an dem Bild, weil es ja erst dann öffentlich zu sehen sein wird, wenn ich die Radieschen in Ohlsdorf von unten zähle", spottete Voscherau. Traditionell werden die Porträts der ehemaligen Bürgermeister erst nach deren Tod im Empfangszimmer des Rathauses aufgehängt. Und so wandert das Gemälde nun in die Bilderkammer auf dem Dachboden des Rathauses. Es gibt bereits zwei weitere fertige Porträts von noch lebenden ehemaligen Senatschefs: Peter Schulz und Hans-Ulrich Klose. Letzteren hat Duwe ebenfalls auf der Leinwand festgehalten - und das schon Mitte der 90er-Jahre. Klaus von Dohnanyi, Ortwin Runde, Ole von Beust und Christoph Ahlhaus haben sich noch nicht malen lassen.

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Zehnmal haben sich Duwe und Voscherau getroffen. Jedes Mal zwei bis vier Stunden. Dabei hat Voscherau nicht nur stumm dagesessen. "Wir haben uns natürlich auch über Politik unterhalten." Er habe sich in "typischer Gesprächshaltung", also mit verschränkten Armen, malen lassen, sagte Voscherau. "Nicht als Privatmann oder Hockey-Spieler, sondern mit bürgermeisterlicher Autorität und Aura." Olaf Scholz gefiel es: "Du bist gut getroffen." Am Ende machte Voscherau noch klar, dass Ole von Beust der Auftraggeber für das Porträt war: "Es liegt also kein Fall von rotem Filz vor."