Das warme Wetter sorgt für geringe Ausgaben der Stadtreinigung und weniger Straßenschäden. Doch der Regen macht Wege unpassierbar.

Hamburg. Der frühlingshafte Winter hilft Hamburg beim Sparen. Denn die Stadtreinigung muss nur wenige private Winterdienstleister in Rufbereitschaft halten und kaum kostspielige Schneeräumungs- und Streueinsätze finanzieren. Die Kehrseite der Medaille des milden, regnerischen Wetters bekommen Spaziergänger und Jogger zu spüren: Viele Wege, darunter die Strecke rund um die Außenalster, sind durch große Pfützen fast unpassierbar.

"Wir haben deutlich geringere Kosten als im Dezember 2010, zudem fallen weniger Überstunden an", sagt Andree Möller, Sprecher der Stadtreinigung. "Gleichzeitig bleiben natürlich die Fixkosten für die vorzuhaltenden, geleasten Fahrzeuge sowie die Grundpauschalen für die Unternehmer im Winterdienst bestehen." Welche Kosten in dieser Saison eingespart worden sind, ließe sich zurzeit nicht seriös beantworten. Die Stadtreinigung veröffentlicht ihre Winterbilanz gewöhnlich erst Anfang April.

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Ganz anders war die Situation in den zwei vorangegangenen Jahren. Allein im Winter 2010/2011 fuhr die Stadt bis Ende März auf den wichtigsten Hauptverkehrsstraßen 55 Großeinsätze - bisher waren es nur zwei. Insgesamt streuten und räumten die 800 Einsatzkräfte in jenem Winter eine Strecke von rund 260 000 Kilometern. Nach einer groben Zwischenbilanz der Stadtreinigung waren es in diesem Winter bisher rund 3700 Kilometer. Und der enormen Menge von 23.400 Tonnen Sand, Salz und Kies, die in Hamburg 2010/2011 verstreut worden sind, stehen aktuell lediglich 400 Tonnen gegenüber. Die Depots der Stadtreinigung, die nach den Erfahrungen aus den strengen Wintern mit 27.000 Tonnen Streugut gefüllt wurden, sind praktisch unangetastet.

Im Gegensatz zu den vorherigen Extremwintern sei die Witterung für Hamburg geradezu klassisch, so Möller: viel Regen, viel Wind, milde Temperaturen. Zum Vergleich: Im Winter 2007/ 2008 mussten nur acht, im Jahr darauf lediglich 17 Großeinsätze gefahren werden. Weil der Boden nicht gefroren ist, setzte die Stadtreinigung ihre Angestellten wie gewohnt in der Straßen- und Gehwegreinigung ein.

Bei Temperaturen um die acht Grad frohlockt vor allem das örtliche Baugewerbe. "Im Vorjahr ist der Winter als Bauphase praktisch ausgefallen, deshalb war auch der Jahresumsatz geringer", sagt Marc Hoischen vom großen Hamburger Bauunternehmer Otto Wulff. "Das milde Wetter tut unseren Bauvorhaben gut." Auf weiterhin milde Temperaturen hofft auch die Hamburger Bau-Innung. Nach dem strengen Vorjahreswinter, der für Bauverzögerungen von bis zu sechs Wochen verantwortlich gewesen sei, sei nun bei milder Witterung zu erwarten, dass die Baufirmen ihre Zeitpläne einhalten werden, sagt Innungs-Geschäftsführer Michael Seitz. Weil die Unternehmen außerdem nach Baufortschritt bezahlt würden, wirke sich das Wetter auch positiv auf ihre Liquidität aus.

Auf Regen statt Eis hoffen auch die Bezirke. Die harten Winter hatten nicht nur Schlaglöcher in die Straßen, sondern auch in den Haushalt gerissen. Rund 620 Straßen wiesen Frostschäden auf, die Kosten für die Sanierung lagen allein im Vorjahr in ganz Hamburg bei rund 60 Millionen Euro.

Doch das milde Wetter und der damit verbundene viele Regen haben auch Nachteile. Wer etwa einen Dauerlauf um die Alster machen möchte, muss Haken schlagen wie ein Hase: An vielen Stellen machen große Pfützen die Wege unpassierbar. Joggern und Spaziergängern bleibt nichts anderes übrig, als auf die benachbarten Radwege oder Rasenflächen auszuweichen. Weil viele Wegabschnitte schon seit Jahren in schlechtem Zustand sind, wächst dort dauerhaft kein Gras mehr. "Wir können die Missstände wegen der erforderlichen Finanzmittel und Kapazitäten nicht ohne Weiteres beseitigen", sagt Aileen Röpcke, Sprecherin des Bezirksamtes Eimsbüttel, das für die Strecke am Harvestehuder Weg zuständig ist. 350.000 Euro würde die Instandsetzung der abgenutzten Wege dort kosten. Einen entsprechenden Bedarf, der aus einem Sonderinvestitionsmittelfonds unterstützt werden könnte, hat das Bezirksamt bereits bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt angemeldet. Die Wege könnten also noch dieses Jahr instand gesetzt werden. Spaziergänge und Dauerlauf wären dann ohne ärgerliche Pfützen möglich.

Ein anderes aktuelles Ärgernis wird sicher früher beseitigt werden - die Silvesterhinterlassenschaften etwa im Bereich Schwanenwik zum Beispiel. "Dafür sind die Bezirke verantwortlich", sagt Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung. Es dauere immer ein paar Tage, bis Hamburg von allen Raketenresten befreit sei.