In der Altonaer Kommunalpolitik werden unterdessen Forderungen nach einem Erhalt der alten Seefahrtschule an der Rainville-Terrasse laut.

Hamburg. Direkt am Elbhang zwischen mächtigen Bäumen gelegen, ein freier Blick aufs Wasser: Das Grundstück der alten Seefahrtschule an der Rainville-Terrrasse in Altona dürfte eine der schönsten Lagen Hamburgs sein. Und doch hat die Finanzbehörde mit dem Verkauf des Edelgrundstücks bisher wenig Glück. Nachdem bereits Pläne für eine Luxus-Klinik gescheitert waren, ist nun nach zwei Jahren Verhandlung auch ein Projekt der Rickmers-Reederei endgültig abgesagt worden.

Wie die Rickmers-Gruppe sowie die Finanzbehörde gestern übereinstimmend bestätigten, wurden die Verkaufsverhandlungen beendet. Rickmers plante den Abriss der alten Seefahrtschule und einen Neubau für ein Reedereizentrum, dem ein öffentliches Restaurant samt Außenterrasse angeschlossen werden sollte - womit wieder an die ursprüngliche Nutzung im 18. Jahrhundert angeknüpft worden wäre. Von dem Münchner Architekturbüro Allmann Sattler Wappner gab es dazu bereits einen Entwurf mit einem weißen, großen Gebäude mit dem vielsagenden Projektnamen "Elbfenster". Doch offensichtlich konnten sich Stadt und Unternehmen nicht auf einen garantierten freien Elbblick einigen.

Nachdem direkt am Hafenrand bereits mit den zwei Columbia Twin Towern zwei Gebäude im Sichtfeld gebaut worden seien, habe Rickmers eine "verbindliche Zusage" über eine Begrenzung von zukünftigen Neubauten gefordert, heißt es in einer Mitteilung der Rickmers-Gruppe. "Der freie Elbblick war Bestandteil der seinerzeitigen Ausschreibung der Stadt und wurde preislich bei der Angebotsabgabe der Rickmers-Gruppe auch entsprechend gewürdigt", sagt Jens-Christian Ludwig, Geschäftsführer von Rickmers Immobilien. Man habe aber nicht das Risiko einer weiteren "Elbsichteinschränkung" tragen wollen.

Damit spielt Ludwig auch auf neue Pläne für ein Areal der Fischmarkt Altona GmbH an, die am alten Fischereihafen zwei alte Kühlhallen abreißen und dort neu bauen will. Wie jetzt mit der alten Seefahrtschule und dem Grundstück, das etwa zwölf Millionen Euro wert sein soll, weiter verfahren wird, ist nach Aussage der Finanzbehörde noch offen. In der Kommunalpolitik in Altona wird unterdessen auch über einen Erhalt der im Bauhaus-Stil in den 1930er-Jahren gebauten Seefahrtschule wieder nachgedacht. Die SPD in Altona schlägt beispielsweise eine dauerhafte Nutzung für Künstler und kreative Berufe vor. "Gefragt ist nicht mehr nur der große, repräsentative Wurf, sondern auch der Erhalt des Bestehenden", sagt SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian.

Aber auch die CDU in Altona hält einen Erhalt für "vorstellbar", wie CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny sagt. Die Stadt sollte das Grundstück zudem nicht mehr nach dem "Höchstgebotverfahren" verkaufen, damit auch kulturelle Nutzungen möglich sein könnten. So gebe es bereits Vorschläge für eine Architektur-Akademie oder auch eine Schauspielschule. Szczesny: "Vorstellbar sind aber auch mehrere Nutzer." Auf jeden Fall, so der CDU-Politiker, müsse die Finanzbehörde das Grundstück noch einmal neu und mit geänderten Bedingungen ausschreiben.